Reifen: Warum wir uns Gedanken über die Profiltiefe machen sollten

Der Gesetzgeber schreibt bei Autoreifen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. Die meisten Autofahrer wechseln allerdings deutlich früher auf neue Pneus – auch weil unabhängige Organisationen wie der ADAC empfehlen, die Reifen eben nicht bis zur Mindestprofiltiefe zu nutzen. Ausgerechnet ein Reifenhersteller empfiehlt jetzt aber genau das. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

Reifentests-1

Wer sich im Netz schlau macht, findet stets die gleiche Empfehlung. Der ADAC etwa warnt davor, Reifen bis zur Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern zu fahren: Sommerreifen sollten bei 3 Millimetern, Winterreifen schon bei 4 Millimetern Restprofiltiefe erneuert werden. Auch bei Organisationen wie der Dekra, des ACE (Auto Club Europa) oder der GTÜ (Gesellschaft für Technische Überwachung) werden die magischen drei Millimeter als Grenze genannt.

ADAC und Dekra empfehlen Reifenwechsel schon bei 4 Millimetern Profiltiefe

Beim ADAC heißt es: „Bereits bei einer Profiltiefe von 4 mm nimmt die Haftung des Reifens, insbesondere der Breitreifen, bei Nässe deutlich ab. Die Reifen können den Wasserfilm nicht mehr verdrängen. Sie verlieren den Kontakt zur Straße, das Fahrzeug lässt sich nicht mehr lenken und bremsen.“

Ähnliche Töne bei der Dekra: „Wenn Reifen noch eine Profiltiefe um die 3 Millimeter aufweisen, ist das anhand der Vorschriften noch nicht zu beanstanden (…). Dekra empfiehlt trotzdem den Kauf von neuen Reifen, denn die Fahreigenschaften vor allem bei Nässe lassen mit abnehmender Profiltiefe deutlich nach“, wird Christian Koch, Reifensachverständiger bei Dekra auf der eigenen Webseite zitiert. „Das bedeutet schlechtere Nässehaftung in Kurven, längere Bremswege und früher einsetzendes Aquaplaning. Ein Reifen mit einer höheren Profiltiefe bietet daher deutliche Sicherheitsreserven.“

Da mutet der Weg, den der Reifenhersteller Michelin einschlägt, im ersten Moment durchaus überraschend an. „Wir unterstützen das Vorgehen nicht, Reifen bereits bei 3 oder 4 Millimetern Profiltiefe gegen ein brandneues Produkt zu tauschen“, stellt Michelins Executive Vice President, Research and Development Terry K. Gettys klar. „Wir empfehlen ein anderes Vorgehen“, so Gettys.

Reifenwechsel bei 4 Millimetern? Michelin empfiehlt ein anderes Vorgehen

Das Unternehmen fordert ein Umdenken. Vor allem die pauschale Aussage, dass die Fahreigenschaften ab 4 Millimetern Profiltiefe abnähmen, kritisiert das Unternehmen. Terry K. Gettys: „Der Reifen erzielt seine höchste Effizienz zum Ende seines Lebens. Allein die Profiltiefe sagt nichts aus über die Leistungsfähigkeit eines Reifens aus“. Das sitzt. Bereits 2007 betonte Gettys: „Neben unnötigen Kosten hat ein verfrühter Reifenwechsel vor allem negative Folgen für die Umwelt“.

Doch was ist dran an den Aussagen aus Clermont Ferrand, dem Michelin-Headquarter in Frankreich? Wer sich so weit aus dem Fenster lehnt, muss seine markigen Aussagen auch belegen. Aus diesem Grund ermöglichte Michelin ausgesuchten Automobilredaktionen jetzt Reifentests im Fahrsicherheitszentrum des österreichischen Automobil-Clubs ÖAMTC in Wien.

Klar ist: Ein abgefahrener Reifen bietet im Trockenen mehr Grip als ein neuer. Das Bremsverhalten auf trockener Straße verbessert sich mit zunehmender Laufleistung, die Bremswege werden kürzer. Ebenso verringern sich der Rollwiderstand und der dadurch notwendige Kraftstoffbedarf. Das Fahrverhalten gebrauchter Reifen im Trockenen ist also nicht das wesentliche Problem. Das Problem ist vielmehr die Performance bei Nässe – und hier insbesondere die Leistungsfähigkeit der Reifen beim Bremsen.

Denn klar ist auch: Grundsätzlich weist ein gefahrener Reifen bei Nässe längere Bremswege auf als ein Neureifen, die Bremsperformance bei Nässe sinkt. Dass nicht aber die Profiltiefe allein für Nassbremswege entscheidend ist, sondern das gesamte Paket, zeigt ein einfacher Test.

Auf nasser Fahrbahn tritt der Michelin-Pneu „Pilot Sport 4“ in der Dimension 205/55 ZR16 (im Online-Handel aktuell für etwa 92 Euro zu haben) gegen den deutlich günstigeren Avon ZT5 in 205/55 R16 (online bestellbar für etwa 56 Euro) an. Auf identischen VW Golf 7 führen wir mehrere Vollbremsungen von 80 km/ auf 20 km/h bei einem 1 Millimeter hohen Wasserfilm auf dem Asphalt durch – und das mit einer Profiltiefe von nur 1,6 Millimetern.

Reifentests-5

Reifen mit geringer Profiltiefe bei Nässe per se nicht unsicherer als neue Reifen

Das Ergebnis des Tests ist eindeutig: Während der abgefahrene Michelin Pilot Sport 4 laut GPS knappe 40 Meter für die Bremsung von 80 km/h auf 20 km/h benötigt, sind es beim Avon ZT5 weit über 62 Meter. Weitere Tests von Michelin zeigen, dass der Avon-Reifen bereits im neuen Zustand (ca. 47,0 Meter) einen längeren Bremsweg als der Michelin-Reifen mit 1,6 Millimeter Restprofil (44,7 Meter) hat.

Der Michelin-Reifen ist demnach also nicht nur deutlich besser. Auch die landläufige These, wonach Reifen mit geringer Profiltiefe bei Nässe per se unsicherer als neue Reifen sind, wäre damit widerlegt: Die Einordnung der Haft-Performance bei Nässe einzig und allein auf Basis des vorhandenen Profils greift zu kurz.

Weiterlesen bei Automotive-Technology!

 

Mobilitätstrends und Digitalisierung beeinflussen auch mittelständische Automobilzulieferer

Technologie-Trends wie die Elektromobilität, Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz, Robotik oder das Internet-of-things  verändern Gesellschaft und Industrie ganz wesentlich. Vor allem Automobilhersteller oder TIER-1-Zulieferer treiben diese – und weitere – Technologien voran. Doch was bedeuten die aktuellen Mobilitäts- und Produktionstrends für kleinere und mittelständische Automobilzulieferer? Eine ganze Menge – auch für die Oberflächentechnik-Branche.

Holzapfel_Anlage_gesamt_klein (003)

Vor allem das Thema „Industrie 4.0“ hat in den vergangenen Jahren für viele Diskussions-Stoff in der globalen Wirtschaft gesorgt. Die Verzahnung industrieller Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik hat sich in vielen Industrien und hauptsächlich in Großunternehmen bereits jetzt durchgesetzt. Der deutsche Mittelstand zögert noch. Auch die mittelständisch geprägte Oberflächentechnik-Branche muss die Vor- und Nachteile der investitionsintensiven Technologie genau abwägen. Schließlich erfordert Industrie 4.0 ein radikales Umdenken.

Zwar können Produktionsprozesse durch die digitale Vernetzung von Maschinen, Produkten und Anwendungen – teilweise ohne Beteiligung des Menschen –  effizienter und effektiver gestaltet werden. Allerdings ergeben sich eben auch Risiken, die vor allem in der Komplexität des Themas begründet liegen. Die Implementierung der entsprechenden Prozesse ist teuer, aufwändig und erfordert viel Know-how. Und nicht zuletzt ergeben sich überall da potenzielle Risiken hinsichtlich der Datensicherheit, wo Maschinen online miteinander kommunizieren.

Auch mit Themen wie Robotik und Künstliche Intelligenz muss sich die Branche zunehmend auseinandersetzen. Welche Potenziale Industrieroboter als Industrie-4.0-Werkzeuge auch in der Oberflächentechnik bieten, hat eine experimentelle Machbarkeitsstudie zur Bestückung von Galvanikgestellen gezeigt:

„Die reflektierenden und zum Verhaken neigenden Werkstücke konnten von der 3D-Sensorik zuverlässig erkannt und so vereinzelt werden. Über eine weitere 3D-Kamera wird das Galvanisierungsgestell erkannt und eventuelle Verformungen der Haken ausgeglichen.“

Durch den Einsatz maschineller Lernverfahren werde die Leistungsfähigkeit von Robotern zukünftig weiter steigen. Adaptive Greifer, die ihre Form dem Werkstück anpassen, können eine weitere Möglichkeit sein.

„Wir befassen uns schon länger mit Systemen wie beispielsweise Robotertechnik, um Gestelle automatisiert mit Bauteilen zu bestücken. Auch das Abnehmen der Bauteile und ihr Verpacken kann mit automatisierten Lösungen umgesetzt werden“, weiß Michael Kolb, Innovationsmanager bei der Holzapfel Group, einem führenden Unternehmen der Oberflächentechnik-Branche. Bei mehreren Kundenprojekten, die sich in der Anlaufphase befinden, werde man solche Technologien einsetzen, so Kolb.

Doch nicht nur neue Technologien und Prozesse in der Produktion werden die Oberflächentechnik in den nächsten Jahren verändern. Auch neue Mobilitätstrends wie etwa die Elektromobilität ziehen bereits heute ein Umdenken nach sich.

Dass sich die E-Mobilität durchsetzen wird, daran dürfte es kaum noch Zweifel geben. Zwar wird auch die Brennstoffzelle in größeren Zeitabständen immer wieder als eine Option gehandelt. Stand heute scheint sich aber das batterieelektrische Automobil durchzusetzen. Beim „Verband Deutscher Maschinenbau“ (VDMA) geht man für 2030 mit einem Anteil von 22 % rein elektrisch angetriebener Fahrzeuge aus. Ein Wachstumsmarkt, der allerdings auch Herausforderungen birgt: So hat der Antriebsstrang des Elektroautos deutlich weniger Komponenten als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Die Schwerpunkte für die Oberflächentechnik-Branche werden sich Experten zufolge deutlich zu Elektro-Komponenten und in die Fertigung von Batteriesystemen verlagern. Ein Bereich mit erheblichem Wachstumspotenzial. Denn die Leistungsfähigkeit der Batteriesysteme, welche die Reichweite des E-Autos bestimmt, stellt eine unmittelbare Limitierung für das gesamte System dar. Die Automobilindustrie arbeitet unter Hochdruck daran, die Leistungsfähigkeit zu verbessern.

Für die Oberflächentechnik ergeben sich vor allem durch die Beschichtung von Verbundmaterialien sowie Leichtmetallen und die Herstellung von elektrotechnischen Komponenten zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten. Entsprechende Schichten müssen einen hohen Verschleißschutz, gute Beständigkeit gegen Korrosion und gute Übergangs­widerstände aufweisen. Und auch das zu bewegende Fahrzeuggewicht beeinflusst die Reichweite unmittelbar. Das Thema Leichtbau wird also auch zukünftig eine wichtige Rolle spielen.

Auch die Holzapfel Group stellt sich darauf ein, dass Veränderungen in der mobilen Antriebstechnik hin zu Batterie- oder Brennstoffzellen-Technologie in der Oberflächentechnik ein ganz anderes Bauteilspektrum mit sich bringen. Innovationsmanager Michael Kolb: „Zwar verfügen wir beispielsweise über Verfahren wie Zink-Nickel (mehr über das Zink-Nickel-Verfahren), Zinn oder Silber, die auch in der E-Mobilität ihre Daseinsberechtigung haben. Gleichzeitig arbeiten wir beispielsweise auch an Beschichtungskonzepten zur Erzeugung von Wasserstoff, welcher in Brennstoffzellen-Stacks Verwendung findet, wenn auch derzeit auf größerer Skala. Für Power-to-Gas-Anlagen haben wir zusammen mit Partnern schon ein Fertigungskonzept zur Wasserstoff-Erzeugung durch Elektrolyse entwickelt. Die Übertragung dieses Know-hows auf kleinere Elektroden-Packages, die bspw. für Brennstoffzellen-Fahrzeuge eingesetzt werden können, ist der logische nächste Schritt.“

BMW M850i xDrive Coupé mit 530 PS aus einem neuen V8

Die Münchener haben das neue BMW M850i xDrive Coupé mit 530 PS aus einem neuen V8 jetzt erstmals auf die Straße gelassen – aber leider noch mit schützender Erlkönig-Beklebung. Auf dem Wiener Motorensymposium haben die Bayern jetzt erste Details zum neuen Spitzen-Triebwerk und zum Marktstart verraten. Alle Fakten und erste Fotos bekommt ihr hier in unserem Artikel. [Weiterlesen…]

Robust und Leistungsfähig: Nokian Sommerreifen für Offroader und SUV

Mit drei Produktlinien für allradangetriebene Fahrzeuge richtet sich Nokian Tyres an die speziellen Anforderungen von SUV, Geländewagen und Pickups. Wir durften abseits befestigter Straßen die Reifen des finnischen Herstellers kennenlernen.

Nokian-Tyres_offroad_00

[Weiterlesen…]

Mit Nokian Tyres und Mika Häkkinen auf dem Red Bull Ring

Reifen sind eine Wissenschaft für sich – nicht nur im Motorsport. Den unscheinbaren Gummis sieht man das viele Knowhow und die Entwicklungsarbeit von außen nicht an. Welche hohen Anforderungen an einen Alltagsreifen gestellt werden, ist uns daher oft gar nicht klar. Um die Vielseitigkeit von Sommerreifen kennenzulernen durften wir mit Nokian Tyres an den Red Bull Ring nach Österreich.

Nokian-Tyres_Mika-Häkkinen_00

[Weiterlesen…]

ADAC GT Masters 2018 – Alle Termine und TV-Zeiten

Der Saisonauftakt für die Liga der Supersportwagen rückt immer näher. Für die Boliden der GT3-Klasse scheint das Jahr 2018 noch spannender und bunter zu werden, als je zuvor. Wir stellen euch die Motorsportserie ADAC GT Masters vor und geben euch erste Infos zu Terminen und TV-Zeiten.

GT-Masters-2018_iCal-Kalender-Vorschau

[Weiterlesen…]

Langstreckenrennen am Nürburgring: VLN-Termine und 24h-Rennen 2018

Die VLN ist Motorsport zum anfassen. Markenvielfalt, ein riesiges Starterfeld unterschiedlicher Fahrzeugklssen und selbstverständlich die Grüne Hölle machen diese Langstreckenmeisterschaft einzigartig! Um bestens vorbereitet in die Saison 2018 zu gehen, haben wir Infos zu den allen geplanten Rennläufen und den VLN-Livestream für euch zusammengestellt. Damit ihr kein Rennen verpasst, könnt ihr den Rennkalender im iCal-Format downloaden und in euren persönlichen Kalender integrieren.

VLN-2018_iCal-Kalender-Vorschau

[Weiterlesen…]

Seat: „Cupra“ wird eine eigene Marke

Seat baut seine Performance-Abteilung Cupra zu einer eigenständigen Hochleistungsmarke aus. Gleichzeitig präsentiert der spanische Automobilhersteller das neue Logo, das  bereits einen ersten Ausblick darauf gibt, was der Kern der neuen Marke Cupra sein wird. 

Cupra

Die Cup Racer, so die Herkunft des Namens Cupra, stehen seit jeher für die sportlichsten Fahrzeuge von Seat. Nun ist es endlich so weit, dass die PS-starken Modelle eine eigene Identität erhalten und unter einer eigenständigen neuen Marke geführt werden. Alle neuen Cupra Modelle werden demnach auch das neue Cupra-Logo tragen.

Mehr wollen die Spanier bei der offiziellen Einführung am 22. Februar im Rahmen einer Presseveranstaltung verraten. Der Öffentlichkeit werden die neuesten Cupra-Modelle auf dem 88. Internationalen Auto-Salon Genf Anfang März vorgestellt.

Elektro-Rallycross: Konkurrenz für die Formel E?

Die Zukunft des Motorsports liegt in der Elektrifizierung. Vielleicht nicht nur, aber mehr denn je. Spätestens nach dem Diesel-Skandal haben Verbrennungsmotoren ein Imageproblem. Plötzlich erscheinen Engagements im Motorsport vielerorts politisch ziemlich unkorrekt. Mercedes stieg aus der DTM aus, Audi fährt nicht mehr in der WEC und in Le Mans und VW cancelte Ende 2016 kurzfristig das Rallye-WM-Programm – der fertig entwickelte VW Polo R WRC des Jahrgangs 2017 wanderte ohne einen einzigen Rennkilometer ins Museum.

Bild: FIAWorldRallycross.com

Bild: FIAWorldRallycross.com

Während die Traditionsserien also empfindliche Verluste hinnehmen mussten, boomt mit der Formel E eine neue Rennserie. Mit Audi ist zum Start in die  Saison 2017/18 erstmals auch ein deutscher Autobilhersteller werksseitig in der Serie involviert. Die Konkurrenz von BMW, Mercedes und Porsche steht bereits in den Startlöchern. Kein Wunder, legitimiert die Elektrifizierung des Antriebs doch wieder Rennerei auf höchstem höherem Niveau. Motorsport ist politisch wieder überaus korrekt – und die Formel E der große Profiteur.

Die Formel E boomt

Eine Folge: Auch bei den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern ist die Formel E in den Fokus gerückt. Nach dem Ausstieg aus der DTM-Übertragung prüfen ARD und ZDF neue Motorsport-Optionen. „Ob und in welcher Form die Formel E in der ARD stattfinden kann, prüfen wir in der nächsten Zeit“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky kürzlich dem Portal Motorsport-Total.com.

Von einer regelmäßigen Berichterstattung im (deutschen) Fernsehen kann die Nischen-Motorsportart Rallycross nur träumen. Während Rallycross in anderen Ländern wie Schweden oder England boomt, interessieren sich in Deutschland nur Hardcore-Fans für die Sportart, bei der eine Handvoll Autos auf kurzen Rundkursen sowohl auf Asphalt als auch Schotter gegeneinander antreten.

Dass das Potenzial  aber riesig ist, zeigt vor allem die Einführung und Entwicklung der FIA Rallycross WM (WRX) in den letzten Jahren. Zahlreiche große Namen, darunter ehemalige Rallye-Weltmeister und DTM-Champions, tummeln sich mittlerweile in der WRX: Mattias Ekström, Sébastien Loeb, Petter Solberg, Timo Scheider etwa, nur um ein paar zu nennen.

Rallycross nur Nischen-Sportart

Auch Audi-Motorsport-Chef Dieter Gass bestätigt die positive Entwicklung: „In den vergangenen Jahren hat Rallycross unglaublich an Popularität gewonnen. Man sieht das auch daran, dass wir nicht der einzige Hersteller sind, der sich engagiert.“ Denn in der Tat sind Marken wie Volkswagen, Audi oder Peugeot wohl mehr als nur unterstützende Unternehmen.

Dennoch ist Rallycross selbst bei Motorsport-Fans noch weitgehend unbekannt. Doch zukünftig dürfte die Bedeutung und der Bekanntheitsgrad des Rallycross weiter steigen.

Großes Potenzial

Bereits jetzt bietet Rallycross – insbesondere nach der Einführung der WM mit zahlreichen Stars und werksunterstützten Teams – ein Unterhaltungspotenzial, das nicht viele andere Serien erreichen. Dem knallharten Duell Mann-gegen-Mann und spektakulären Driftwinkeln sei dank. „Es sind spektakuläre Veranstaltungen, die zuschauerfreundlich sind und Motorsport zum Anfassen bieten“, schwärmt Audi-Mann Gass.

Bild: FIAWorldRallycross.com

Bild: FIAWorldRallycross.com

Was das Format angeht, dürfte Rallycross sogar die fernsehfreundlichste Motorsport-Disziplin überhaupt sein. Die häppchenweise gereichte Darbietung spektakulären Motorsports auf höchsten Niveau eignet sich hervorragend für die Werbevermarktung durch die Sender: Dank der zahlreichen, zwar actiongeladenen, aber nur wenige Minuten langen Rennen können Werbeblöcke eingestreut werden, die – anders als in anderen Serien – die Action eben nicht unterbrechen.

Bringen E-Autos den Rallycross-Durchbruch?

Die Vorzeichen stehen also schon jetzt ganz gut. Doch den internationalen Durchbruch dürfte die Elektrifizierung des Rallycross in den nächsten Jahren bringen. Der zweifache DTM-Champion und Rallycross-Weltmeister von 2016 Mattias Ekström bestätigt: „Ich denke mit einer eigenen Elektroserie kann Rallycross was richtig Großes werden. Davon bin ich überzeugt“. Mit herkömmlichen Benzinmotoren bliebe die Serie in der Nische. Elektroautos seien nötig, um die Hersteller in die Serie zu ziehen. „Als Komplementär zur Formel E könnte Rallycross eine Vorreiterrolle im Elektrorennsport spielen.“ An einer Rallycross-E-Serie arbeiten WRX-Promoter IMG und die FIA bereits.

Bild: FIAWorldRallycross.com

Bild: FIAWorldRallycross.com

Acht Hersteller arbeiten an einem E-Rallycross-Format

Wenn die beiden Parteien ab 2020 eine eigene Rallycross-Elektro-Kategorie an den Start bringen, könnten die Hersteller – wie bei der Formel E – Schlange stehen. Die bereits im Rallycross aktiven Werke, Volkswagen, Audi und Peugeot haben ihre Forderungen bereits deutlich formuliert.

  • Audi-Motorsportchef Dieter Gass: „Ein wichtiger Faktor für uns ist (…) auch, dass im Rallycross mittelfristig der Einsatz von Elektrofahrzeugen möglich sein könnte. Das Thema Elektrifizierung steht bei uns im Fokus.
  • Volkswagen Motorsport-Chef Sven Smeets spricht vor dem Hintergrund der neuen VW-Produktstrategie, bei der Elektro-Autos im Vordergrund stehen, bewusst von einer Neuausrichtung der Motorsport-Aktivitäten. „Eine E-WRX wäre eine der ersten Serien, die wir uns genau anschauen würden, weil sie unsere Anforderungen erfüllen würde“, verriet Smeets Autosport.
  • PSA-Europachef Maxime Picat:Rallycross ist ein Format mit viel Potenzial. Wir werden definitiv zur Entwicklung einer Elektroauto-Kategorie beitragen. Wir können viel gewinnen, wenn wir die neuen Energien in den Motorsport bringen. Das sollten wir im Rallycross so schnell wie möglich tun“, sagte Picat gegenüber Interex Motorsport.

Schon jetzt arbeiten mit Audi, BMW, Ford, Jaguar, Nissan, Peugeot, Volvo und Volkswagen acht Marken in der FIA E-Rallycross-Projektgruppe am Reglement. Im Frühjahr 2018 sollen die technischen und organisatorischen Rahmenbedingungen stehen.

Mattias Ekström: Leistung in der Formel E stimmt nicht

Gegenüber der Formel E, die bei den meisten Hardcore-Fans schlicht nicht ernst genommen wird, habe E-Rallycross laut Audi S1 WRX Fahrer Mattias Ekström einen wesentlichen Vorteil: Ihre Leistung. Zwar sei die Formel E „toll, aber die Leistung stimmt nicht“. Für die E-Kategorie der Rallycross-WM sind Autos im Gespräch, die mit 800 PS ganze 200 PS mehr leisten würden als die heute bekannten Verbrenner-Supercars der Rallycross-WM. „Die Elektroautos, über die wir für Rallycross diskutieren, die würden schneller sein als die, die wir heute fahren“, so Ekström.

Bild: FIAWorldRallycross.com

Bild: FIAWorldRallycross.com

800 PS starke Elektro-Renner in der Rallycross-WM

Zudem zieht Rallycross einen Großteil seiner Faszination nicht (nur) aus dem Sound der 600 PS starken Boliden, sondern aus den kurzen Rennen, bei denen stets eine Handvoll Piloten – meistens im spektakulären Drift – um den Sieg fährt. Dabei wird der ein oder andere Lackaustausch gerne in Kauf genommen – sehr zur Freude der Fans.

Einen weiteren Vorteil nennt VW-Motorsport-Chef Smeets: Für seine Marke sei klar, „dass wir uns nur dann als Werksteam engagieren, wenn die Autos sehr nah dran sind an den Straßenprodukten“ – eine klare Absage an die Formula E als weitere, theoretisch mögliche E-Motorsport-Alternative.

Bakkerud2

Bild: FIAWorldRallycross.com

Ex-Rallye-Weltmeister und Rallycross-WM-Pilot Petter Solberg freut sich bereits auf diese Zukunft: „World Rallycross kommt jetzt wirklich, wir haben das in den letzten paar Jahren gesehen und das Elektro-Auto ist der nächste Schritt für die Serie“.

Der Artikel erschien in einer ähnlichen Version bereits auf worldrallyx.de.

Formel E – Alle Termine, alle TV-Zeiten

Spannung im wahrsten Sinne des Wortes garantiert die Elektrorennserie Formel E. Gleich 20 hochkarätige Piloten aus 10 Teams kämpfen in dieser Saison auf Stadtkursen rund um den Globus um die Meisterschaft. Alle Termine und die TV-Zeiten gibt es bei uns. Damit ihr die Rennen nicht verpasst, könnt ihr sie ganz bequem über iCal abonieren.  

FormelE-2018_iCal-Kalender-Vorschau

[Weiterlesen…]