Der Volkswagen-Entwickler überrascht die anwesende internationale Presse mit einem Paukenschlag: der Kofferraum des VW Golf in der nunmehr siebten Generation fasst endlich ein komplettes Golfpack (quer) und rechtfertigt somit seit 1974 erstmals offiziell seine Namensgebung.
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Gewachsen ist er also, der neue VW Golf 7. Nicht nur im Kofferraum (+30 Liter), sondern insgesamt. Und zwar um ganze sechs Zentimeter. Dieser Zugewinn in der Länge hat neben dem größeren Platzangebot im Inneren ein paar nette Nebeneffekte: der um 43 Millimeter gewachsener Radstand verbessert das Fahrverhalten bei Geradeausfahrt, der abgesenkte Schwerpunkt mit einer 12 Millimeter niedrigeren Sitzposition die querdynamischen Fähigkeiten und schnittiger sieht der neue Golf mit diesem Proportionen-Update deshalb auch aus: Optisch wirken Motorhaube, Dach- und Fensterlinie deutlich gestreckter.
Außerdem durften die VW-Designer ihr chrirurgisches Können am Messer beweisen und setzten großzügig das Skalpell an: vor allem die Leuchteinheiten wurden geschärft. Das neue, filigrane und scharfe Design steht dem neuen Golf außerordentlich gut. Es sind diese Details, die den neuen vom Golf der Vorgängergeneration unterscheiden. Nicht revolutionär, eher evolutionär. Nicht aufdrängend, sondern dezent.
Eine positive Überraschung erwartet den Sportfahrer in einem jeden von uns im Cockpit: neben dem schicken, aber bei zügigerem Fahren in kurvenreichem Terrain störenden, unten abgeflachten Sportlenkrad verzückt eine deutlich zum Fahrer gerichtete Mittelkonsole. Zwar erreicht diese nicht im Ansatz den spektakulären Winkel wie im Cockpit des legendären BMW 3er E30, aber immerhin. Das Highline Interieur wirkt solide und schick, ohne jedoch die edle Anmutung der Audi A3-Ausstattungen ernsthaft zu gefährden. Apropos A3: diesem Vergleich muss sich der neue Golf – trotz der bewussten Platzierung unterhalb des Premium-Konzernbruders – zwangsläufig auch stellen. Schließlich basieren sowohl die neue A3-Generation als auch der neue Golf auf dem neuen „Modularen Querbaukasten“ (MQB).
Womit wir beim Thema wären: zahlreiche Neuerungen, die dem geneigten Betrachter nicht sofort ins Auge springen, gibt es beim 7er Golf auch unter der gelackten Oberfläche. Je nach Geldbeutel-Füllstand kann der neue Golf extrem hochgerüstet und mit allerlei Gimmicks aus der Luftfahrt ausgestattet werden. Nun ja, nicht ganz – die verwendeten Bezeichnungen der diversen Fahrerassistenzsysteme hätte man vor wenigen Jahren allerdings doch eher im luft- und raumfahrttechnischen Handbuch für Piloten vermutet als in der Bedienungsanleitung im Handschufach. Beinahe Autopilot-Qualitäten bieten etwa in Kombination die „Adaptive Cruise Control“, die den Golf in einem definierten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hält und automatisch beschleunigt oder bremst, und „Lane- und Front Assist“, die den Fahrer bei Verlassen der Spur und Unterschreiten eine Mindestabstands zum vorausfahrenden Fahrzeug warnen und notfalls selbst eingreifen.
Besonders stolz sind die Golf-Entwickler auf ihren intelligenten Leichtbau und die vielfach hochgejubelte Einsparung von vermeintlich 100 Kilogramm Gesamgewicht. Auch wenn diverse kritische Beobachter (wie wir u.a. auch) darauf hinweisen, dass es tatsächlich bei weitem keine 100 Kilogramm sind, die VW überzeugt ist einzusparen, bleibt VW dabei und betont, die neue Golf-Generation sei gewichtstechnisch auf dem Niveau der vierten Golf-Generation. Das ist faktisch zwar nicht so, wenn man die tatsächlichen Fahrzeuggewichte vergleicht, muss aber wohl als Mogelpackung Marketing-Sprech hingenommen werden. Sehen wir es so: bei vergrößerten Dimensionen, mehr Platz und zahlreichen elektronischen Gimmicks sollten wir froh sein, dass der neue Golf überhaupt leichter geworden ist. Denn das ist tatsächlich bemerkenswert: durch die Verwendung innovativer Werkstoffe und -mixturen, sowie diverser konstruktiver Kniffe konnten zum Teil eklatante Gewichtsreduzierungen erreicht werden: das Fahrwerk etwa soll 26 Kilogramm im Vergleich zum Vorgängermodell einsparen, die Karosserie soll um immerhin 23 Kilogramm leichter geworden sein.
Beim Fahren bemerken wir diesen Gewichtsverlust nicht wirklich: der Golf 7 liegt satt auf der Straße, bügelt Stöße exzellent aus, ist aber erwartungsgemäß kein besonders agiler Sportler. Das kann und will er aber auch nicht sein. Er setzt auf Komfort und Sicherheit, ist narrensicher zu fahren und spätestens bei allzu sportlichen kritischen Manövern bremst das früh reagierende ESP sanft ein. Insgesamt vier und in Verbindung mit DCC (adaptive Fahrwerksregelung) fünf Fahrprogramme stehen zur Verfügung: Eco, Sport, Normal, Individual und in Kombination mit DCC zusätzlich Comfort. Im Fahrprofil Eco werden die Motorsteuerung, die Klimaanlage und weitere Nebenaggregate verbrauchsoptimal gesteuert. Darüber hinaus steht bei Fahrzeugen mit DSG im Eco-Modus eine Segelfunktion zur Verfügung; geht der Fahrer vom Gas – etwa beim Heranrollen an eine Ampel oder bei Passagen mit Gefälle – kuppelt das DSG aus und der Motor läuft im Leerlauf. Der Sport-Modus hingegen pfeift auf derlei Schnickschnack und setzt fahrdynamische Schwerpunke: die Stoßdämpfer arbeiten straffer, die Gasannahme erfolgt deutlich direkter und auch die Lenkung agiert direkter, wenn auch nach meinem Geschmack etwas zu schwergängig.
Zum Marktstart stehen vier Vierzylinder-Aggregate bereit: zwei Benziner und zwei Diesel – alle mit umweltfreundlicher Bluemotion-Technologie. Die hubraumschwächeren Benziner kommen mit 85 PS (1.2 TSI) und 140 PS (1.4 TSI), die Dieselmotoren leisten 105 PS (1.6 TDI) und 150 PS (2.0 TDI).
Wir fuhren den 2.0 TDI mit 6-Gang-DSG. Der dreht zwar (zumindest im Sport-Modus) gut hoch, bleibt aber insgesamt etwas zahm. Das 6-Gang-DSG ist gut abgestimmt, genehmigt sich für meinen Geschmack aber eine etwas zu lange Pause für die Schaltvorgänge. Sportlich ambitionierte Fahrer sollten demnach auf die automatischen Doppelkupplungsgetriebe (6-Gang/7-Gang) verzichten und entweder auf das Motoren-Update mit einem potenteren Diesel warten oder direkt auf den 1.4 TSI-Benziner setzen (der trotz 10 PS weniger zumindest bis zur 100 km/h-Marke 0,2 Sekunden schneller spurtet). Dieser wartet übrigens mit einer mittlerweile sehr trendigen Besonderheit auf: bei Teillast werden zwei der vier Zylinder vorübergehend „on hold“ gesetzt, was dem Spritverbrauch zugute kommt.
Alles in allem setzt sich der neue Golf deutlich von seinem Vorgänger ab: optisch ist er deutlich dynamischer geworden, er bietet mehr Platz, mehr Technik und ist insgesamt sogar leichter geworden. Was will man mehr…?
[…] hingegen schrieb über Caterham Cars und bei Moritz gab es einen Fahrbericht vom VW Golf 7. Wir haben uns natürlich auch Meinungen über den neuen Golf eingeholt und diese dementsprechend […]