Der Vollhybrid von Audi gibt sich von außen dezent. Nur der “hybrid” Schriftzug am Heck und an den Seiten läßt den Außenstehenden erkennen, daß es sich hier um ein Fahrzeug mit zusätzlichem Elektromotor handelt. Orangefarbende Leitungen im Motorraum, die zu einem unscheinbaren Kasten führen und wiederum der Schriftzug Hybrid auf der Kunststoffabdeckung des 2 Liter TFSI Benzinmotors, das war es in dieser Abteilung auch schon. Im Kofferraum hingegen nimmt das System schon etwas mehr Raum in Anspruch, im hinteren Teil befindet sich eine gut 15cm hohe Kante, darunter der Energiespeicher in Form von Litihium Ionen Akkus. Das schmälert den Kofferraum der Limousine von 530 auf 375 Liter. Dafür legt er aber gegenüber dem Serien A6 fast 200kg zu und hat ein Kampfgewicht von 1845kg.
Im Inneren pflegt Audi wie die meisten Hersteller die Tradition bei Testwagen ordentlich im Zubehör- und Sonderausstattungslager zuzugreifen. Schöne abgesetzte Nähte zieren das in Leder geschlagene Cockpit, was unter dem Strich den Testwagenpreis von 53.300 Euro auf knapp 75.000 Euro hochschießen läßt. Hat dieser Wagen überhaupt noch etwas mit dem Serien-/Basisangebot zu tun? Da nur die Funktionsweise des Hybridantriebs getestet werden soll, ist dies in unserem Fall unerheblich, eher sogar nachteilig, denn jedes Gimmick möchte schließlich auch bewegt werden.
Das 7 Zoll Display für den Fahrer und das große Display für alle Insassen zeigen bei Bedarf hochauflösend das Fahrzeug und den Energiefluss an. Der Fahrer kann einstellen, woher die Kraft kommt, die an die Vorderräder gelangt:
- lediglich vom 211 PS starken Verbrennungsmotor,
- für Schleichfahrten ausschliesslich vom 54 PS leistenden Elektromotor
- oder im Boost-Modus von beiden Aggregaten zusammen.
Schon auf den ersten Metern wird klar, wer hier wirklich den Elektromotor nutzen und auf den direkten CO2-Ausstoss verzichten möchte, darf nicht in Eile sein. Denn möchte man im Kopenhagener Stadtverkehr Lücken nutzen, oder noch eine Ampel eilig mitnehmen, dem sitzt der TFSI direkt auf dem Schoß und schreit “ich will aber auch.” Ganz so dramatisch geht es nicht zu, die Zuschaltung des Benziners funktioniert so harmonisch, dass es gar nicht auffällt. Der Elektromotor, welcher im Gehäuse der 8-Gang Tiptronic sitzt, wird durch eine Trennkupplung dazugeschaltet. Hilft also nur die Zwangsabschaltung des Benzinmotors (Taste “EV“), um wirklich in den Genuss der leisen Elektrofahrt zu kommen. Gesagt getan, auf die nächste Kreuzung zu geschlichen, der Gasfuß ist mittlerweile ebenfalls sensibilisiert. Neue Anfahrt, die Lücke ist groß genug, doch wieder meldet sich der eifrige TFSI zu Wort. Ein Blick auf die Akkuanzeige gibt die Antwort: Kein Saft mehr vorhanden. Dabei waren wir erst 5 Minuten unterwegs.
Die neue Taktik lautete also, den Wählhebel der Tiptronic auf Sport zu stellen, zu beschleunigen und ausrollen zu lassen, damit die Rekuperation greift; der Elektromotor funktioniert hierbei als Generator und lädt die Batterie auf. Mit Fahrkomfort hat dies wenig zu tun, eher etwas damit: Wie werden die Mitfahrer am schnellsten seekrank? Die Ladeanzeige wollte jedoch nicht über 75 Prozent hinausgehen, so musste dies als Ausgangslage dienen. Die elektrische Klimaanlage abgeschaltet, alle sonstigen Verbraucher abgestellt, Kilometerzähler genullt und ganz behutsam losgegrollt. Nach Möglichkeit nicht gebremst, wenig die elektrische Lenkung in Anspruch genommen und so ging es durch die Straßen von Kopenhagen. Am Volant herrschte etwas Anspannung, denn es wurde schnell deutlich, dass auch der A6 hybrid am heiss diskutierten Thema Geräuschemission nicht vorbeikommt. Er ist nahezu unhörbar und somit steigt das Unfallrisikio mit Passaten. Aber nach eintausendsechshundert Metern (1.6 km) verließen wir den Stealth-Modus und unser quengelnder TSFI war wieder dabei.
Der A6 schafft es nicht, mich zu begeistern. Die maximale elektrische Reichweite gibt Audi mit 3km bei 60km/h an. In der Praxis war es die Hälfte, viel zu wenig um in Zero-Emission Zones zu fahren. Der Elektroantrieb muss erzwungen werden, 54PS für über 1.8 Tonnen sind viel zu wenig. Durch die Hybridtechnik verringert sich der Verbrauch im Mix von 6.4 um gerade einmal 0.2 Liter auf 6.2 Liter pro 100km. Bereinigt um das Plus an Serienausstattung gegenüber dem Serien A6 kostet er jedoch über 7.600 Euro mehr und Ausstattungsmerkmale wie Luftfederung, Quattroantrieb, B&O Soundsystem sowie Standheizung sind für den A6 hybrid nicht verfügbar.
Die Technik des Hybrids funktioniert, jedoch sind die Komponenten Elektromotor und Batterie in einem so großen, schweren Fahrzeug schlichtweg unterdimensioniert. Toyota bringt im Oktober den Plug-In Hybrid mit 90 Minuten Schnellladung an der Steckdose und 25 km rein elektrischer Reichweite. Das Motto “Dem Strom vorausfahren”, welches Audi ankündigt, stimmt also, der TFSI spurtet einfach davon. Und das schon ab 36.500 Euro im A6…
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