Ich bin in den letzten Tagen viel SUV gefahren. Ich hatte das Vergnügen, einen BMW X5 auch bei zügigerem Tempo auf deutschen Autobahnen und Landstraßen bewegen zu dürfen. Tolle Übersicht, relativ viel Platz. Das war es aber auch schon mit den positiven Merkmalen dieser 3-Tonnen-Telefonzelle. Denn bei diesen ausgiebigen Ausfahrten erwischte mich leider viel zu oft ein (wenig überraschender) Aha-Effekt: die erneuerte Erkenntnis, dass diese Autos mit hohem Schwerpunkt, ebenso hohem Gewicht und trotz neuester Motorentechnologie fahrdynamisch einfach eine Vollkatastrophe sind. Autobahnausfahrten möchten plötzlich extrem sensibel angegangen werden: der beherzte Tritt auf die Bremse fällt etwas deutlicher aus, die Kurvengeschwindigkeit liegt dank des erhöhten Schwerpunktes – gefühlt in 1,5 Metern Höhe – unter dem, was sonst ein Nissan Micra ohne größere Probleme schaffen könnte.
Heute dann die Meldung, dass Audi auf der Auto China 2012 eine sportliche Studie seines Kleinst-SUV´s Q3 vorstellen wird – erste Prototypen waren schon länger im Einsatz. Eckdaten: 360 PS, die der unter anderem aus dem Audi RS3 bekannte und leicht gepimpte 2,5-Liter TFSI-5-Zylinder liefert. Beschleunigung von null auf hundert Sachen in 5,2 Sekunden. Ein 265 km/h schneller, relativ hoch bauender 1,6-Tonnen-Kleinwagen – ein Nischen-Auto also.
Die Audi-PR-Aussage, der Audi RS Q3 Concept sei ein „Themenfahrzeug von mitreißender Dynamik“ darf aus fahrrelevanten Gesichtspunkten, die über eine ausschließliche Betrachtung der längsdynamischen Eigenschaften hinausgeht, mit Recht bezweifelt werden. Es ist halt immer eine Sache der relativen Betrachtunsgweise: sportlich-ambitionierte Autofahrer mit Hang zu kompakten SUV´s dürften in einem Q3 RS womöglich ihr Seelenheil finden.
Dafür sorgen neben der adäquaten Motorisierung eine 25-Millimeter-Tieferlegung, schärfer gestaltete Carbon-Kunststoff-Verbindungen (CFK) zur optischen Aufwertung und der Allradantrieb quattro in Verbindung mit einer Siebengang S tronic. Böse Zungen behaupten, der quattro-Antrieb sei eine Mogelpackung, leitet er im Regelfall den Antrieb doch „fast ausschließlich auf die vorderen Räder“. Hier entschied sich Audi offenbar einmal mehr gegen die beschworene „mitreißende Dynamik“ zugunsten einer höheren Sicherheit. Was natürlich durchaus legitim ist.
Die Gehäuse der Außenspiegel bestehen aus schwarzem CFK, Leisten aus mattem Aluminium umlaufen die Seitenfenster. Der Dachkantenspoiler läuft lang nach hinten, sein mittleres Segment ist gegenüber den äußeren leicht verkürzt. Der Diffusor-Einsatz am Heck, der die beiden Endrohre im typischen RS-Look integriert, ist weit nach oben gezogen. Auch hier entschieden sich die Audi-Designer für die Kombination aus blau lasiertem und schwarzem CFK.
Die Leichtmetallräder des Audi RS Q3 concept setzen das dynamische RS Q-Design fort undkommen in der Dimension 8,5 J x 20. Ihre Front ist glanzpoliert, die Flanken sind sandgestrahlt. Das Reifenformat von 255/30 ist nicht gerade typisch für einen SUV, wohl aber für ein RS-Modell.
Preislich dürfte sich die Serienversion des Audi Q3 RS sicherlich deutlich jenseits der 40.000 – 45.000 Euro einpendeln. Echte Fahrdynamiker wissen: zu diesem Kurs gibt es durchaus fahrdynamische Alternativen…
Autor: Moritz Nolte
[Fotos: Audi]