Präsentation der neuen Skoda Octavia-Generation in Portugal: hatte der referierende tschechische Skoda-Ingenieur gerade wirklich gesagt, der neue Octavia sei so ausladend, dass in den Kofferraum tatsächlich ein Surfbrett passe? Vermutlich hatte ich nur nicht richtig zugehört. Ich hätte es ihm aber ohne weiteres geglaubt. Und das mit dem Surfbrett passte ganz gut, denn ich hatte später noch was vor.
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Bleiben wir beim Kofferraum. Das maximale Ladevolumen zeigt eindrucksvoll das Alleinstellungsmerkmal des (Über-)Kompakten. Mit 590 Litern Kofferraumvolumen (bei umgeklappter Rücksitzbank 1.580 Liter) steckt er seine Konkurrenten locker in die Tasche. Die vermeintlich – da auf derselben Plattform basierenden – baugleichen Brüder aus dem VW-Konzern kommen da nicht im Ansatz mit und bieten lediglich 380 Liter (1.270 Liter maximal) im neuen VW Golf 7 und nur 365 Liter im neuen Audi A3.
Massig Platz im neuen Skoda Octavia 3
Maßgeblichen Anteil am großen Platzangebot, das sich auch im Cockpit und Fahrgastraum fortsetzt, haben die stattliche Länge von 4,66 Meter mit einem 2,69 Meter großen Radstand und die um 45 Millimeter gewachsene Breite von nunmehr 1,81 Meter. Einziger Wermutstropfen für mich, der in bester Halbstarken-Manier gerne lässig den linken Ellenbogen in den Fahrtwind hängt: die Ellenbogenbreite vorne wuchs um knapp 4 Zentimeter. Für echte Cockpit-Cowboys ein Schlag ins Kontor, für alle anderen heißt das: noch mehr Raumgefühl im Cockpit des neuen Octavia.
Apropos Cockpit: hier ist die Differenzierung zu Golf 7 und vor allem neuem A3 deutlich zu spüren. Die Kompakten von VW und Audi hauen hier deutlich mehr auf den Putz. Insbesondere der Audi A3 bietet in den höheren Ausstattungsvarianten geradezu Oberklasse-Feeling. Davon ist der Skoda weit entfernt. Dennoch: das Cockpit-Design ist schlicht aber funktional. Die Verarbeitung sauber, das Design, sagen wir: solide. Insgesamt reicht die Skoda-Lösung also, was Materialien und Gestaltung angeht, nicht an die beiden Kollegen heran. Was die wenigsten Octavia-Käufer allerdings interessieren dürfte. Denn irgendwo muss die Preisdifferenz (VW Golf 1.000 Euro teurer, Audi A3 + 6.500 Euro!) ja auch herkommen.
Octavia-Design: frischer und eleganter
Am Außendesign nämlich kann es nicht liegen: der neue Skoda Octavia präsentiert sich frisch, aber wohltuend unaufgeregt – man nennt es wohl Understatement. Vorne gibt es einen neuen Grill, der aus glatten und matten Rippen besteht. Das Skoda-Logo ist in der dritten Generation nicht mehr farbig, sondern monochrom (was schicker aussieht), prangt mittlerweile auf der Karosserie und ist nicht mehr in den Grill eingefasst.. Unter dem Wabengitter-Lufteinlass, der optisch dank der im Vergleich zum Frontgrill unterschiedlichen Struktur nicht wirklich mit eben diesem harmoniert, bildet ein regelrechtes Schwert den dynamischen Abschluss nach unten.
Die das Heck mit der Front verbindende, schärfer gezeichnete Tornadolinie streckt den Octavia optisch und bildet einen wirkungsvollen Kontrast von Licht und Schatten. Wie die Front greift auch die Heckpartie das Design des Skoda Rapid auf. Der Abschluss besteht aus zahlreichen, verschieden angeordneten Flächen, die für meinen Geschmack jedoch eine gewisse Unruhe ausstrahlen und im Widerspruch zum ansonsten schnörkellosen Design des 2013-er Modells stehen.
Gute fahrdynamische Werte im neuen Skoda Octavia 3
Jetzt aber Motor an und auf die Tube gedrückt! Unser Testwagen mit dem 1.8 TSI schien uns mit 180 PS und 250 Nm maximalem Drehmoment ausreichend motorisiert. Ich würde den Vortrieb des Eins-Achters mit Handschaltung nicht als vehement bezeichnen, eher als ausreichend souverän – besonders spritzig war die 180 PS-Motorisierung auch im Audi A3 nicht wirklich. Beim Audi, als sportliches Premium-Fahrzeug positioniert, war dieser subjektive Eindruck enttäuschend, beim Tschechen passt er hingegen besser. Für die Kontroll- und Zahlen-Freaks unter euch: der neue Skoda Octavia spurtet laut Werksangaben in 7,3 Sekunden von null auf hundert Sachen, beim Audi A3 mit dem 1.8 TFSI-Motor geht der Standardsprint in 7,2 Sekunden vonstatten. Immer noch völlig ausreichend also.
Auf kurvenreichen Strecken zeigt sich: der Octavia kann auch Fahrdynamik! Natürlich ist er kein waschechter Sportler, aber im aktivierten Sport-Modus lässt er sich mit seiner direkten Lenkung relativ spritzig fahren, bleibt narrensicher und lange neutral. Erst „auf der letzten Rille“ wird das Heck des Fronttrieblers leicht.
Wer stets am Limit unterwegs ist, wird auf die zahlreichen neuen Fahrerassistenzsysteme vermutlich verzichten können. Für alle anderen hat die neue Skoda Octavia-Generation auf Wunsch einen Spurhalteassistent, Müdigkeitserkennung, einen Frontradarassistent und eine Multikollisionsbremse an Bord, die das Auto nach einer Kollision automatisch abbremst, selbst wenn der Fahrer nicht mehr auf dem Gas steht, um nachfolgende Kollisionen zu vermeiden.
Insgesamt ist der neue Skoda Octavia also ein modernes Auto geworden, das den Wettbewerb mit den anderen Vertretern der Kompaktklasse nicht scheuen muss. Im Gegenteil: das Platzangebot auf Mittelklasse-Niveau und sein höchst attraktiver Preis machen den neuen Skoda Octavia zur echten Alternative in der Kompaktklasse.
Nach einem schweißtreibendem Test-Tag gönnte ich mir noch einen gechillten Abend am Strand. Erfreulicherweise passte ja mein Surfboard in den Kofferraum…
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