Die Inszenierung war natürlich perfekt: erst den Rundenrekord für serienmäßige und frontgetriebene Fahrzeuge in den Asphalt der Nürburgring-Nordschleife gestanzt – und dann zum ersten Test des Seat Leon Cupra 280 auf der Eifelstrecke geladen. Standesgemäß übrigens zum ersten Lauf des Seat Leon Eurocup 2014. Umfeld und Stimmung passten also, um Seats Ring-Hero erstmals selbst auszufahren.
Wir erinnern uns: Anfang März hatte der Seat Leon Cupra seinen Mitbewerbern Renault Mégane RS und Opel Astra OPC neue Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben, als er die Nürburgring-Nordschleife in 7:58 Minuten umrunden konnte. Und zwei Monate später steht er dann endlich vor uns. Im Stand wirkt die 280 PS-Version des Seat Leon Cupra sehr dynamisch und pfeilschnell. Große Lufteinlässe vorne mit Gittereinsätzen in Wabenform, flache Öffnungen oberhalb des vorderen Kennzeichens, rot lackierte Bremssättel mit Cupra-Beschriftung, Heckdiffusor mit einer doppelflutigen Abgasanlage und die schicken 19-Zoll-Räder signalisieren bereits im Stand höchste Einsatzbereitschaft. Im Vergleich zum martialischen Äußeren seiner beiden Contender Mégane RS und Astra OPC wirkt der Leon Cupra 280 aber vergleichsweise angenehm unaufdringlich.
Das Cockpit ist im Vergleich zun Normalo-Leon deutlich sportiver geworden. Im Mittelpunkt prangt das unten abgeflachte Dreispeichen-Sportlenkrad mit unten eingefasstem Cupra-Logo. Etwas Klavierlack-Optik lockert das Cockpit ebenso auf, wie weiße Ziernähte hier und da sowie die Alu-Pedalerie. Die ansonsten großzügig verlegten Plastikflächen verzeihen wir dem Leon Cupra, wir sitzen hier schließlich nach wie vor in einem Kompaktmodell und nicht in einem Porsche. Obwohl die Leistungsdaten das durchaus vermuten lassen würden.
So, genug geglotzt. Motor angeschmissen und aufs Gaspedal gedrückt.
Ab geht´s!
Und wie der geht – und wie der drückt!
Die Werksangabe von 5,7 Sekunden für den Spurt von null auf hundert Sachen glauben wir sofort. Die 280 PS, die das neu entwickelte 2.0 TSI-Triebwerk mit Turbo-Unterstützung liefert, sind aber auch ein Wort! Mittels DSG-Getriebe (optional erhältlich) und den beiden Schaltwippen surfen wir durch das Drehzahlband des Seat Leon Cupra 280, das über den breiten Bereich von 1.700 bis 5.600 Umdrehungen das maximale Drehmoment von 350 Newtonmeter bereithält. Schaltpausen sind dabei übrigens kaum zu registrieren. Der Sound, der innen von einem Soundmodul (das einstellbar ist) verstärkt wird, ist sportlich, wirkt für affine Autofahrer aber nie aufdringlich.
Zum Kurvenjagen empfiehlt sich der Cupra-Modus. Ist dieser aktiviert, spricht der Motor noch direkter auf Gaspedalbefehle an, kurzes Zwischengas beim Runterschalten begleitet die Gangwechsel des DSG-Getriebes. Auf den ersten Landstraßen-Kilometern rund um den Nürburgring und vor allem später auf der Grand Prix-Strecke des Nürburgring wird deutlich: der Seat Leon Cupra hat wirklich unfassbar viel Grip. So macht das Kurvenräubern Spaß. Und der Cupra ist für jeden Spaß zu haben: wirft sich hingebungsvoll in Kurven und lässt sich mit seiner Progressivlenkung präzise lenken. Sein Heck lenkt dezent aber merklich ein und unterstützt somit die hohe Agilität des Seat Leon Cupra. Die mechanische Differentialsperre arbeitet hervorragend, einzig bei zuviel Gas in sehr engen Kurven bekommt der nur 1.375 Kilogramm schwere Fronttriebler Traktionsprobleme. Bemerkenswert ist auch die Bremse, die stark zupackt. Selbst hart angebremste Kurven sind für den Cupra kein Problem, der weitgehend neutral bleibt – ein weiteres Beispiel für seine ausgefeilte Fahr- und Querdynamik.
Wirklich günstig ist der Seat Leon Cupra wahrscheinlich genau deshalb nicht. Ab 30.180 Euro ist die dreitürige SC-Version des Leon Cupra mit 265 PS und Handschalter erhältlich. Der Fünftürer startet bei 31.130 Euro. Das Doppelkupplugsgetriebe kostet natürlich. Wer ein Kreuzchen beim DSG-Getriebe macht, muss mindestens 32.510 Euro für den SC auf den Tisch legen, der Fünftürer kostet dann 33.010 Euro. Die von uns getestete, fünftürige 280 PS-Version mit DSG startet bei 34.310 Euro (33.810 Euro Leon Cupra 280 SC). Wer auf das DSG-Getriebe verzichtet, kommt jeweils 1.700 Euro günstiger weg.
Übrigens: der ebenfalls 280 PS starke Opel Astra OPC startet bei 34.990 Euro, der 265 PS starke Renault Mégane RS startet bei 27.990 Euro.
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