Ab November 2012 werden Auto-Reifen einfacher vergleichbar sein: denn dann gilt in der Europäischen Union die einheitliche Kennzeichnungspflicht für Neureifen. Sie gilt für alle Pkw-Reifen sowie Leichttransporter- und Lkw-Reifen, die ab dem 1. Juli 2012 produziert werden. Das standardisierte Güte-Siegel wird über drei zentrale Produkteigenschaften des Reifens informieren: Rollwiderstand (= direkter Indikator für den Sprit-Verbrauch), Nasshaftung und Außengeräusch beim Abrollen.
Auf dem Reifen-Testgelände von Goodyear Dunlop in Colmar/Luxemburg haben uns die Entwicklungsingenieure gezeigt, wie die Werte ermittelt werden. Sege Menster, leitender Ingenieur der Testabteilung: „Ein Reifen mit minimalem Rollwiderstand A hat gleichzeitig katastrophale Bremswirkung bei Nässe. Das eine schließt das andere aus. Und darum ist der Reifen immer ein Kompromiss. Bei Goodyear werden wir immer der Sicherheit den Vorzug geben.“ Wie groß der Unterschied etwa zwischen A und G ist, zeigt der Bremstest aus 100 km/h auf nasser Fahrbahn: 48 Meter Bremsweg für den A-Reifen und bis zu 66 Meter für den G-Reifen. 18 Meter – oder gut vier Golf-Längen, die entscheidend sein können.
Mester: „Insgesamt entwickeln wir einen Reifen nach etwa fünfzig Test-Kriterien, so dass dieses Label nicht zu einem Einheitsreifen führen wird. Es schafft erstmals für den Laien eine Vergleichbarkeit, kann aber die fachkundige individuelle Beratung durch den Fachhändler nicht ersetzen.“ AA-Reifen wird es nach Meinung der Experten in naher Zukunft nicht geben.
Dass Reifen Verschleißteile sind und während ihres Lebens sich nicht verbessern, zeigt eindrucksvoll der Bremstest mit neuen Reifen (8mm Profil), einem halb abgefahrenen Reifen (4mm Profil) und einem gerade noch gesetzlich erlaubten Reifen mit 1,6 mm Profil: Der gebrauchte A-Teifen in der Mitte seines Lebens steht nach 60 Metern, der gerade noch erlaubte Reifen liefert einen nahezu endlosen Bremsweg von 120 Metern!
Auch Winterreifen bekommen im nächsten Jahr das Qualitäts-Label. Wie dramatisch der Unterschied zwischen Sommer- und Winterreifen ist, bewies eine Kurvendurchfahrt mit 35 km/h: Während der Winterreifen auf eisglatter Fahrbahn stur durch die Kurve zog, schob das sommerbereifte Auto über alle vier Räder aus der Kurve. Tödlich ist eine Mix-Bereifung: Winterreifen auf der angetriebenen Vorderachse und aus Kostengründen Sommerreifen auf der Hinterachse. Das Heck bricht nicht nur in der Kurve, sondern auch bein Bremsen unkontrollierbar aus.
[Quelle, Foto: Auto-Reporter.net]