Winterreifen sind in den Wintermonaten normalen Sommerreifen deutlich überlegen. Der große Leistungsunterschied entsteht vor allem durch eine andere Gestaltung des Profils und einer komplett anderen Laufflächenmischung.
Der Aufbau von Winterreifen
Winterreifen bestehen im Wesentlichen aus den Hauptbauteilen
- Lauffläche
- Karkasse
- Gürtel
- Reifenwulst
Die Karkasse, oder Gewebeunterbau genannt, bestimmt die eigentliche Tragfähigkeit und Festigkeit des Winterreifens, die benötigte Steifigkeit wird durch die auf der Karkasse liegenden Gürtelkonstruktion erreicht. Der Reifenwulst hingegen gewährleistet den festen Sitz des Winterreifens auf der Felge. Die Lauffläche bewirkt den Kontakt, oder genauer den Kraftschluss mit der Straße. Um Aquaplaning zu vermeiden, soll das Profil Nässe zur Seite ableiten.
Winterreifen vs. Sommerreifen
Moderne Winterreifen haben eine thermoelastische Laufflächenmischung, die bei kalten Temperaturen griffig bleibt und somit einen besseren Straßenkontakt bietet als Sommerreifen. Die Aufstandsfläche des Winterreifens bleibt auch bei Kälte elastisch und passt sich der Oberflächenstruktur der Straße optimal an. Möglich wird dies in erster Linie durch die Verwendung von Silica in der Mischung. Dabei handelt es sich um verschiedene Kieselsäuren, deren Anteil bei modernen Winterreifen bis zu 100 Prozent betragen kann.
Vor allem der Grip auf nassen Straßen lässt sich durch Silica-Mischungen im Winterreifen und ein spezielles Profil mit zusätzlichen Lamellen, die eine Verzahnung mit losem Untergrund (beispielsweise Schnee) ermöglichen, signifikant verbessern.
Damit sind bei Winterreifen die Sicherheitsreserven in kritischen Situationen erheblich größer. Ein Beispiel: bei null Grad Celsius und einer Geschwindigkeit von 90 km/h verlängert sich auf nasser Fahrbahn der Bremsweg eines Sommerreifens gegenüber einem Winterreifen um 5,40 Meter. Auf Schnee und lediglich 80 km/h Geschwindigkeit kommt das mit Sommerreifen ausgestattete Auto erst 42 Meter später zum Stillstand als ein Fahrzeug mit Winterreifen.
Winterreifen zeigen bei sommerlichen Temperaturen im Vergleich zu Sommerreifen auf trockener Fahrbahn hingegen deutlich schlechtere Fahreigenschaften. Auf schneefreiem und trockenem Asphalt, vor allem bei höheren Temperaturen, ist außerdem mit stärkerem Abrieb der Winterreifen zu rechnen.
Kennzeichnung von Winterreifen
Winterreifen sind mit dem M&S-Symbol („Matsch und Schnee“) gekennzeichnet. Zum Teil wird zusätzlich auch eine stilisierte Schneeflocke verwendet. Wichtig: auch Ganzjahresreifen können mit dem M&S-Symbol versehen sein.
Verwendung von Winterreifen
Im Gegensatz zu Sommerreifen ist es bei Winterreifen erlaubt, abweichend von den einzuhaltenden Angaben des Fahrzeugscheines, Reifen mit niedrigerem Geschwindigkeitsindex einzusetzen. Ausschlaggebend ist hier die M&S-Kennzeichnung. In Deutschland ist in diesem Fall die zulässige Maximalgeschwindigkeit – oft mit einem Aufkleber – im direkten Blickfeld des Fahrzeugführers anzubringen. Außerdem muss bei der Montage von Winterreifen zwingend auf die Laufrichtung des Reifens (auf dem Winterreifen durch einen Rotationspfeil angegeben) zu achten!
Experten empfehlen, Reifen, die älter als sechs Jahre sind, zu ersetzen, da im Laufe der Zeit die Gummimischung verhärtet und die Hafteigenschaften der Reifen deutlich nachlassen können. Selbst wenn die Profiltiefe noch ausreichend ist.
[Quellen: Vieweg Handbuch der Kraftfahrzeugtechnik, Tabellenbuch Fahrzeugtechnik, Wikipedia.de, Goodyear / Fotos: Goodyear, GTÜ]