Downsizing. Ein Trend, bei dem Fahrdynamik-Freaks Ausschlag bekommen. Und zum Glück gibt´s in der Automobilindustrie offenbar doch noch genug Entwickler, die ebenfalls einen Dermatologen aufsuchen müssen, sobald sie mit diesem – zumindest aus sportiven Gesichtspunkten – leidigen Thema konfrontiert werden. Bei Audi haben sie offensichtlich einige davon. Und das ist gut so, denn auch der neue Audi RS3 verfügt entgegen anfänglich grassierender Gerüchte wieder über den klasse 2,5-Liter-Fünfzylinder-Motor, der die erste RS3-Generation bereits auszeichnete.
Manchmal geht Tradition eben über Moderne. Potente Fünfzylinder haben bei Audi schließlich eine große Tradition, die es zu pflegen gilt: In den 80er Jahren trieben sie die Rallyeautos, Tourenwagen und Serienmodelle von Audi an die Spitze des Wettbewerbs. Insbesondere der kultige Gruppe B-Audi Sport quattro S1 wird nicht nur Rallye-Fans unvergessen bleiben.
30 Jahre später sitze ich im brandneuen Audi RS3 Sportback und kann es kaum erwarten, den 367 PS starken, turbobefeuerten Fünfzylinder zu starten – und vor allem die beiden Auspuffklappen im Fahrdynamiksystem „Audi Drive Select“ auf Durchzug zu stellen. Glücklicherweise führt uns die erste Route heute über schnurgerade Straßen, nur unterbrochen von dem einen oder anderen Tunnel. Besser geht es nicht, um sich mit dem kompakten Dampfhammer anzufreunden. Der Allradler schiebt wirklich bestialisch an und der Sound, der dem Audi RS3 Sportback aus den Bereichen Motorhaube und Heck entfährt, ist einfach zu göttlich!
Das Problem: die entsprechende Reaktion der Fahrzeuginsassen ist für Verkehrsmitteilnehmer vermutlich nur sehr schwer zu deuten. Ich kann an dieser Stelle nicht mit allerletzter Überzeugung sagen, dass mein Mitfahrer und ich nicht wie entflohene Häftlinge einer geschlossenen Anstalt ausgesehen haben könnten. Zuviel Spass hatten wir in den Backen. Früher hätte man unseren Gesichtsausdruck wohl als „grenzdebil“ bezeichnet.
Das Cockpit steht dem Sound in nichts nach. Audi-traditionell wirkt das RS3-Cockpit extrem hochwertig und sehr sportlich. Im Vergleich zum gewöhnlichen A3 und S3 ist das Interieur noch etwas exklusiver: die Sportsitze tragen Bezüge aus Leder Feinnappa mit grauen Kontrastnähten, das unten abgeflachte RS-Multifunktions-Sportlenkrad ist mit Leder und Alcantara bezogen. Das Fahrerinformationssystem (FIS) bringt ein Ölthermometer und einen Laptimer mit, eine Ladedruckanzeige befindet sich in der Uhr des Drehzahlmessers.
Die zum Teil bedingt guten Straßen unserer Route fördern eine wichtige Erkenntnis zu Tage: das im Vergleich zum Audi A3 Sportback um 25 Millimeter tiefergelegte Fahrwerk im neuen RS3 arbeitet zusammen mit den 19-Zoll-Alu-Gussrädern straff. Sehr straff. Für ausgewiesene Sportfahrer wahrscheinlich genau das Richtige, um sportliche Ambitionen zu unterstreichen. Alle anderen sollten sich überlegen, beim adaptiven Fahrwerksystem „Audi Magnetic Ride“ ein Häkchen in der Ausstattungsliste zu setzen – denn hier kann aus verschiedenen Dämpferkennlinien gewählt werden.
Auf der Rennstrecke von Vallelunga, scusa: auf dem „Autodromo Vallelunga“ können wir den neuen RS3 mal im/am Grenzbereich fahren. Hier soll ihm auch sein konsequenter Leichtbau zugute kommen. Immerhin 55 Kilogramm soll die neue RS3-Generation im Vergleich zum Vorgänger abgespeckt haben, ist mit 1.550 Kilogramm (leer) aber immer noch kein Fliegengewicht.
Der Allradler ist auf der Rennstrecke wirklich verdammt schnell. Als die Reifen nach ein paar Runden auf Betriebstemperatur sind und richtig arbeiten, macht der Audi RS3 richtig Spaß. Der „Hot Hatch“ lässt sich präzise in die Kurven werfen und bleibt immer neutral. Sein Grenzbereich ist extrem breit, der RS3 damit weitgehend narrensicher. Wer zu schnell unterwegs ist, kann den Sportler entweder problemlos dank der offenbar endlich ohne nennenswerte Hitze- und Fadingprobleme arbeitenden Achtkolben-Bremsanlange einfangen und/oder muss mit stärkerem Untersteuern kämpfen.
Eine mechanische Differenzialsperre könnte dieser Untersteuerneigung entgegen wirken. Diese wird es im aktuellen Audi RS3 aber nicht geben. Vielmehr vertraut Audi auf eine eine radselektive Momentenverteilung, die mit kleinen Bremseingriffen an den jeweils entlasteten kurveninneren Räder arbeitet. Die Haldexkupplung soll laut Audi-Angaben, abhängig von Fahrstil und Reibwert des Untergrundes, zwischen 50 und 100 Prozent des Antriebsmoments auf die Hinterachse schicken und somit kontrollierte Drifts ermöglichen. Drifts dürften allerdings nur auf Untergründen mit wirklich richtig niedrigem Reibwert wie etwa Schnee und Eis möglich sein. Interessierte Querfahrer sollten sich also nicht von allzu euphorischen Fahrberichten („Am liebsten fährt er quer„) täuschen lassen.
Die Auslieferung des starken Fünftürers beginnt im Sommer 2015, der Grundpreis in Deutschland liegt bei 52.700 Euro.
[…] Der brandneue Audi RS3 Sportback im Fahrbericht, gefunden bei automobil-blog.de (3.6 Buzz-Faktor) […]