Stoisch versuche ich, den brandneuen Audi RS7 Sportback behutsam und möglichst gleichmäßig zu fahren, um dem neben mir sitzenden Fotografen das bestmögliche Arbeitsklima für feinste Fotos zu bereiten. Während ich mich bei Geschwindigkeiten um ziemlich genau 100,00 km/h auf Tachonadel, vorderen und rückwärtigen Verkehr und auf die Straße konzentrierte, rauscht ein für einen Moment zügelloser Jens Stratmann im Zwischenspurt an mir vorbei. Begleitet von einem so abgrundtief kranken Getöse, einem Rotzen und Knallen, dass ich für einen Moment meine Contenance vergesse und leicht grenzdebil auflachen muss.
Das ist also der Unterschied zwischen dem auf „Komfort“ ausgelegten Audi RS7 Sportback mit kommoder „RS-adaptive Air Suspension“, sowie weitgehend „zahmem“ V8-Grollen und dem auf Performance getrimmten Audi RS7 Sportback mit Dynamikpaket Plus. Im Vergleich zum „Standard-RS7“ gibt´s mit dem dicken Paket ein strafferes RS-Sportfahrwerk plus mit Dynamic Ride Control (DRC), Topspeed-Erweiterung auf reisefreundliche 305 km/h – und eben eine grimmig-derbe RS-Sportabgasanlage.
Als Jan dann seine Fotos im Kasten hat, drehe ich postwendend um und besorge mir – tief beeindruckt von Jens´ kleiner Demonstration – umgehend einen Testwagen mit Dynamik Plus-Spezifikation. Ich meine, wenn man schon die Chance auf einen 560 PS-Sportwagen hat, dann sollte man ihn auch in seiner kompromisslosen Variante fahren. Gesagt, getan – und auch noch meinen RS-Kollegen Kai aufgegabelt. Ist immer gut, wenn man sich gegenseitig etwas zügeln kann.
Der neue RS7 verleitet aber auch geradezu diabolisch dazu, konsequent über die Strenge zu schlagen. Allein die Beschleunigung des sicherlich rund zwei Tonnen schweren und 5,01 Meter langen Kaventsmann ist so fulminant, dass einem der Atem stockt. In Zahlen: der 4.0 TFSI-Biturbo-V8 beschleunigt den RS7 Sportback in 3,9 Sekunden von null auf hundert Sachen. Eine schnöde Zahl kann das Erlebte aber wie immer nur schwer beschreiben. Nur soviel: beim beherzten Tritt aufs Gaspedal sollte man schon eine Sekunde später den nächsten Gang ausgewählt haben. Verantwortlich dafür: die exorbitante Leistung von 560 Pferden, die der auf geringe Ladungswechsel- und Strömungsverluste ausgelegte Vierliter-V8 in Verbindung mit seinem eng abgestuften Getriebe leistet – und die langen Schaltpausen unter Voll-Last im oberen Drehzahlbereich. Diese dürften dem hohen maximalen Drehmoment von 700 Newtonmeter geschuldet sein: bevor das Getriebe die Zahnräder ausspuckt, nimmt die Elektronik da wahrscheinlich vor dem eigentlichen Schaltvorgang etwas Leistung, und somit Zeit weg.
Der interessierte Leser merkt bereits: einen Spritsparrekord wollten die beiden apokalyptischen Reiter (gefühlt) nicht zwingend aufstellen. Stimmt. Und den von den Ingolstädtern so schön gerechneten Verbrauch von offiziell 9,8 Liter Super Plus pro 100 Kilometer haben wir vermutlich um ein Vielfaches verfehlt. Wer sich zurücknimmt, kann den Audi RS7 Sportback vermutlich auf einen Verbrauch zwischen 13 und 15 Litern drücken.
Zurück zum Sport. Der permanente Allradantrieb quattro verleiht dem fünftürigen Coupé eine Wahnsinnstraktion. Herzstück ist ein neu entwickeltes Mittendifferenzial, das die Momente je nach Bedarf sehr flexibel verteilt; in der Grundauslegung strömen 40 Prozent an die vordere und 60 Prozent an die hintere Achse. An der Hinterachse montiert Audi ein Sportdifferenzial, das die Kräfte aktiv zwischen den Rädern verteilt.
Weitere Unterstützung erhält der ambitionierte RS7-Fahrer durch das RS-Sportfahrwerk plus mit Dynamic Ride Control (DRC). Dieses legt den schnelle Audi um immerhin 20 Millimeter tiefer und arbeitet mit Stahlfedern, sowie dreistufig einstellbaren Dämpfern, die über Ölleitungen und je ein Zentralventil miteinander verbunden sind. Das hört sich jetzt sehr technisch und theoretisch an, ist es aber gar nicht. Denn das System sorgt dafür, dass der Zweitonnen-Sportwagen bei schnellen Kurvenfahrten kaum zum Wanken neigt. Denn dann wirken die Ventile blitzschnell auf die Ölströmung der Dämpfer der eingefederten kurvenäußeren Räder ein; die die Karosserie dann zusätzlich abstützen und die Seitenneigung erheblich reduzieren.
Der Audi RS7 Sportback kommt im Herbst zu den Händlern. In Deutschland liegt sein Grundpreis bei 113.000 Euro.
[Fotos: Moritz Nolte, Jan Gleitsmann, Audi]
[…] sind Jan und ich den Audi RS7 nicht allein gefahren, der erfahrene Automobil-Blogger Moritz Nolte hat seinen Fahrbericht ebenfalls schon fertig! Hier ein kleiner Auszug: “Der neue RS7 […]