Auf den Rennstrecken der Welt heulen die Motoren, das betörende Geräusch und das Blubbern im Magen lässt in mir Glücksgefühle hochkochen. Ja, es ist schlecht für die Umwelt – aber ich mag das. Auf der Rennstrecke von Castelloli (im Hinterland von Barcelona) hatte ich meine erste Begegnung mit einer völlig anderen Art von Rennfahrzeugen: Elektrisch angetrieben.
Die Welt gehört denen, die neu denken. Dieser schöne Satz ist nicht von mir, ich habe ihn auch nicht aus der Pressemitteilung von Nissan kopiert sondern in einer Kolumne von Stefan Anker entdeckt. Eigentlich in einer Werbeanzeige neben der Kolumne, aber der Satz passt wie die Faust aufs Auge. Stefan Anker schreibt in seiner Kolumne über die Tatsache, dass das EU-Parlament nun einem Antrag zugestimmt hat, nach dem sämtliche Autos bald leiser laufen müssen. Doch eine Ausnahme gibt es: Sportwagen! Auch wenn man in der Kolumne nichts zu der Definition (seitens des EU Parlaments) zum Thema Sportwagen findet, kann man herauslesen, dass die Sportwagen demnächst 1 dB lauter sein dürfen. [Quelle]
Nach einer Runde (von der Boxengasse auf die Strecke, eine Runde drehen und wieder in die Box) kann ich sicherlich keine fundierte Abhandlung über die Qualitäten dieses Fahrzeuges niederschreiben, dafür wäre ich auch die falsche Person, denn ich selber sehe mich nicht als Rennfahrer und kann da auch nicht mit Fachwissen glänzen. Bjoern hat, als ehemalige Besitzer einer Lizenz, da sicherlich ganz andere Kompetenzen: Fahrbericht Nissan Leaf Nismo RC – mein-auto-blog.de
Beschreiben kann ich die flache Flunder dann natürlich schon und ein paar Informationen habe ich auch mitgebracht:
Nach dem Einstieg (übrigens bin ich bei sowas immer sehr dankbar, dass ich nicht zu groß und auch nicht zu schwer bin), wurde ich angeschnallt. Der Rennfahrer saß auf dem Beifahrersitz, erklärte mir ein paar Details (nicht zu schwach bremsen) und dann ging es ab auf die Strecke. Mit einem „Ssssssssst“ fuhr ich aus der Boxengasse, normalerweise bräuchte man dort schon Ohrenstöpsel – mit dem Nissan Leaf Nismo RC: nichts. Ich müsste lügen, wenn ich nun sagen würde, dass ich noch nie schnellere Fahrzeuge gefahren bin. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h (die ich meiner Meinung nach gar nicht erreicht habe auf dem Kurs) und einem Wert von 0 auf 100 in 7 Sekunden ist er auch nicht der schnellste Nissan, da gibt es aus dem Stall noch ganz andere Kaliber. Jedoch der leiseste ist er und vermutlich auch der sauberste. Nach ca. 20 Minuten ist der Spaß vorbei und der Nismo RC muss wieder an die Ladestation. Die 48 Module der Batterie haben 192 Zellen und leisten 24 kWh. Nach ca. 30 Minuten ist er zu 80% wieder geladen.
Mit einem Gewicht von 930 kg, wiegt er ca. 40 % weniger als der serienmäßige Leaf. Nun, die beiden Fahrzeuge darf man auch nicht wirklich miteinander vergleichen. Im Nissan Leaf Nismo RC sitzt man in einem reinrassigen Sportwagen, Kohlefaser wo man nur hinschaut, minimalistisch, abgespeckt und auf das Wesentliche reduziert. Ist der Elektromotor gestartet hört man das Getriebe und auf der Rennstrecke auch das Abrollgeräusch der 225er Reifen die sich mit den 8×18″ Reifen in den Radkästen drehen. Ich weiß nicht, ob derjenige der vor mir fahren durfte sich für einen Ausflug ins Kiesbett entschieden hatte, doch so hörte sich es bei der Fahrt an.
Ein Abflug? Wäre gar nicht so abwegig! Während der normale Nissan Leaf über die Vorderachse angetrieben wird, geht die Leistung beim Nissan Leaf Nismo RC auf die Hinterachse. Die Techniker haben alles getan, um hier einen Sportwagen zu bauen: Antrieb, Akku usw. sitzen so mittig wie es geht um eine ideale Balance hinzubekommen. 280 Nm wollen auf die Straße. Gibt man in der Kurve „alles“, könnte man das Fahrzeug auch ohne Probleme quer stellen, haut man zu stark in die Bremse löst sich das Profil in Wohlgefallen auf, denn ein ABS gibt es nicht. Einen Bremskraftverstärker wohl auch nicht, da muss man schon mal ordentlich rein treten. Idealerweise trägt man Sportschuhe, die Pedale sind nämlich schon extrem sportlich.
Sportlich sieht er aus, große Serien-Chancen räume ich dem kleinem Elektroflitzer so natürlich nicht ein, doch als Entwicklungs- und Werbeträger ist er mehr als nur ideal und ich darf bestätigen, dass ich gerne noch eine zweite, eine dritte und eine vierte Runde gefahren wäre. In ein paar Tagen fahre ich schon den nächsten Elektro-Sportwagen, dieses mal geht es ein paar Nummern nach oben – 1000 Nm warten und ich werde natürlich auch hier darüber berichten. Die Welt gehört denen, die neu denken. Denkt mal darüber nach!
Text: Jens Stratmann / Fotos: Jan Gleitsmann
[…] (NewCarz), und auch wenn ihr es nicht glaubt – hinter dem Lenkrad sitze ich ;)Kollege Jens Stratmann hat den Leaf auch eine Runde über den Parcours […]