Ein aufgebrochenes und um einen Airbag erleichtertes Auto bescherten mir jetzt eine ausgiebige Probefahrt mit dem neuen BMW 1er. Und immerhin sicherten Toto und Harry höchstpersönlich ein sehr netter Kollege von Toto und Harry vom Polizeipräsidium Bochum die Spuren am Tatort.
Aber zurück zum 1er. Bis dato war ich den neuen „Einser“ noch nicht gefahren, doch sein Vorgänger ist mir bis heute in bester Erinnerung, vertraute ich doch immerhin drei Jahre lang einem BMW 118d (E87) als Pendelauto. Bis heute behaupte ich, dass der 118d das beste Auto war, das ich über einen längeren Zeitraum gefahren bin: man konnte ihn – wenn man wollte – mit rund 5 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer fahren, man konnte ihn allerdings auch gehörig rannehmen. Die 143 Diesel-PS in Verbindung mit M-Sportfahrwerk, seiner direkten Lenkung und seinem kurzen Radstand reichten aus, um ihn beherzt in die Kurven zu werfen.
Jetzt also ein Benziner und leistungsmäßig „vernünftiger“. Heißt: statt 143 PS nur derer 136. Keine Welt, aber die 80 Newtonmeter Drehmoment-Differenz schlagen merklich ins Kontor. Insbesondere dann, wenn man ganz unbeleckt den Motor startet und die ersten Meter fahren will: der 116i präsentiert sich plötzlich ganz zugeschnürt – für einen BMW relativ ungewohnt. Des Rätsels Lösung: die neue BMW 1er-Generation brilliert mit drei verschiedenen Fahrmodi, die verschiedene Gaspedal- und Getriebekennlinien, andere Schaltpunkte und andere Heiz-/Klimastrategien aufweisen.
Standardmäßig ist der „Eco-Pro Modus“ aktiviert, der es einzig und allein darauf anlegt, Sprit zu sparen. Und dieser vermeintlich dröge Modus macht sogar Spaß (zumindest zeitweise), denn im Control Display lässt sich ablesen, wie der Eco-Pro-Modus aktiv den Energieverbrauch senkt, z. B. durch die Bremsenergierückgewinnung oder die Auto Start Stop Funktion. Laut BMW-Angaben ist ein bis zu 20 % reduzierter Kraftstoffverbrauch drin. Besonderes, geradezu spielerisches Gimmick: im Bordcomputer wird angezeigt, wie viele Kilometer mit aktueller Fahrweise mehr gerfahren werden können. Ich möchte nicht von Suchtpotenzial sprechen, man ertappt sich aber immer wieder dabei, noch spritschonender fahren zu wollen.
Allerdings ist der Eingriff in das Ansprechverhalten des Motors durchaus ausgeprägt. Ältere Generationen (ab 30 Jahren aufwärts) kennen das vielleicht noch: eine aktivierte Klimaanlage bei schwach motorisierten Automobilen um 50-80 PS konnte plötzlich zu einem Problem werden, Anfahrmanöver mussten mit ein paar hundert Umdrehungen pro Minute mehr gestartet werden. So auch hier: vor allem bei eingeschlagenen Lenkrad neigt der Motor unerwartet dazu, sich selbst abzuwürgen. Eine Tendenz, die bei stärkeren 1ern sicherlich abnehmen dürfte. Und ganz ehrlich: das ist natürlich kein wirkliches Problem, sondern vielmehr Gewöhnungssache. Wer sich partout nich daran gewöhnen möchte, hat ja noch zwei weitere Fahrmodi in petto. Während der „Comfort-Modus“ goldener Mittelweg sein will, werden sportlich ambitionierte Autofahrer mit dem Sport-Modus definitiv glücklicher, denn der ist alles andere als schlecht.
Eben dieser Sport-Modus macht aus dem kleinem 1er natürlich keinen Sportler reinsten Wassers, dennoch kann der 1er – mit seinem Heckantrieb zumindest von seinen Anlagen her nach wie vor einziger echter Sportler in der Kompaktklasse – in dieser Konfiguration tatsächlich sportiv bewegt werden: bei Fahrten im zweiten und maximal vierten Gang, ist der 116i recht spritzig unterwegs, danach und bei hohen Drehzahlen geht ihm zwar nicht der „Sound“ (OK, keine wirklich sportliche Akustik, aber immerhin merkt man, dass da ein paar Pferdchen galoppieren), wohl aber die Luft aus. Leistungsjünger würden jedoch eh zu höheren Motorisierungen, etwa dem 125i oder 125d mit jeweils 218 PS greifen. Das Heck lenkt bei beherzter Kurvenfahrt mit ambitioniertem Gasfuß merklich ein. Das ist vielleicht ungewöhnlich für ein relativ schwach motorisiertes und mit fast 1,4 Tonnen verhältnismäßig schweres Fahrzeug, macht aber durchaus Spaß.
Wer es gemächlicher und sicherer will, ist mit dem Öko-Modus bestens bedient: im Eco-Pro-Modus ist der 116i auch mit zahlreichen fahrdynamischen Gemeinheiten nicht aus der Ruhe zu bringen. Selbst heftige forcierte Lastwechselreaktionen auch auf nasser Fahrbahn zwingen den BMW 1er kaum in einen unkontrollierten Zustand.
Auch bei ziviler Fahrweise fällt das Fahrwerk des BMW 1er insgesamt sehr positiv auf: wenig Härte und wenig Wank- und Nickbewegungen. Im Gegenzug bügelt das Fahrwerk etwaige Stöße großzügig aus. Während ältere Herrschaften nach einer Fahrt im alten 1er (insbesondere meinem mit M-Fahrwerk) hektisch abwinkten und entweder auf vorhandene oder sicherlich zwingend zu erwartende Bandscheibenschäden verwiesen, scheint der Generationenkonflikt im neuen 1er also eine Spur versöhnlicher zu verlaufen.
Noch ein paar Worte zum Interieur: vor allem dank des gelungenen Lenkrads (Serie in der „Sport-“ und „Urban-Line“), dessen Plastikinnenteil im Alu-Look ein wenig an Opel erinnert (das Zucken des BMW-Produktmanagers sollte man sich jetzt mal kurz vorstellen) und einzelner klaviergelackter Flächen macht der BMW 116i im Innenraum einen wertigen Eindruck, der seine Passagiere in der Gesamtbetrachtung allerdings auch nicht zwingend durchdrehen lässt.
Alles in allem ist der neue BMW 116i eine kleine Überraschung: es geht zwar etwas enger zu und weniger Platz (ja, ja) ist auch vorhanden. Trotzdem macht der 1er Spaß: sei es dank seines vorzüglichen Fahrwerks, das Raum für Komfort und sportliche Fahrweise lässt, oder der 136 PS, die absolut ausreichend sind. Auch die beiden Fahrmodi Eco-Pro und Sport machen Spaß: der eine ganz vernünftig, der andere ganz unvernünftig. Manchmal kann es so einfach sein…
Autor: Moritz Nolte
[…] Stop Funktion zur Verfügung. Außerdem umfasst das BMW EfficientDynamics Technologiepaket den Eco-Pro-Modus, der über den serienmäßigen Fahrerlebnisschalter aktiviert wird. Zu einem späteren Zeitpunkt […]