2012 haben wir das Thema Elektromobilität bereits recht ausführlich behandelt und den damaligen Status Quo analysiert. Damals in der Kritik: die im Vergleich zu herkömmlichen Autos mit Verbrennungsmotor deutlich geringer ausgeprägte Alltagstauglichkeit und vermeintlich überschaubare und wenig praxistaugliche Reichweiten. Wir haben jetzt den Nissan Leaf als repräsentativen Vertreter der Elektroauto-Zunft zum Test geladen. Im Härtetest musste sich der überarbeitete Nissan Leaf bei 8° Außentemperatur im Stadtverkehr von Köln beweisen.
Für das Modelljahr 2013 haben die Japaner den „europäischen“ Leaf deutlich überarbeitet. Im Vergleich zum alten kommt der in rund 100 Einzelheiten optimierte aktuelle Nissan Leaf trotz einer Akku-Kapazität von nach wie vor 24 kW laut Nissan-Angaben auf eine gesamte Reichweite von 199 Kilometern – eine Verbesserung um immerhin 24 Kilometer.
Mit verantwortlich für diesen leicht gestiegenen Wert zeichnen ein geringeres Gesamtgewicht von rund 32 Kilogramm, sowie eine um fünf Prozent verringerte Reibung des nach wie vor 109 PS/80 kW leistenden Wechselstrom-Synchronmotors. Eine neue Wärmepumpe senkt den Energieverbrauch der Klimaanlage um bis zu 70 Prozent und erhöht somit vor allem bei extremeren Bedingungen wie besonders kalten oder besonders warmen Außentemperaturen die tatsächliche Reichweite.
Das bisher im Kofferraum untergebrachte Onboad-Ladegerät wanderte unter die Fronthaube und bildet nun eine Einheit mit dem Elektromotor. Im Ergebnis bietet der Nissan Leaf des Modelljahres 2013 so ein um 40 Liter größeres Kofferraumvolumen, bei umgeklappter hinterer Sitzbank bietet der Japaner nun einen ebenen Ladeboden und 720 Liter maximales Kofferraumvolumen.
Das Cockpit unseres Testwagens (Ausstattung „Tekna“) wirkt freundlich: etwas Klavierlack hier, ein paar blaue Lichtakzente dort, sowie ein schönes, qualitativ hochwertig anmutendes Lenkrad und Ledersitze tragen zum sofort empfundenen Wohlbefinden bei.
Nach wenigen Kilometern im Kölner Stadtverkehr wird deutlich: das Paket passt. Der leise, da nahezu lautlose E-Motor bildet mit dem gut abgestimmten Fahrwerk eine harmonierende Einheit. Neue Dämpferkennungen sollen Wank- und Nickbewegungen reduzieren und den Leaf insgesamt agiler machen ohne am Komfort zu sparen. Entspannt cruisen wir in Richtung der rheinischen Metropole. Von Hektik trotz stärker werdenden Verkehrs keine Spur.
Im City-Verkehr ist´s schnell vorbei mit den offiziell kommunizierten 12 kWh Verbrauch auf 100 Kilometer laut NEFZ. Das ist keine Überraschung, ist doch der „Neue Europäische Fahrzyklus“ wie wir wissen ein sehr theoretischer Zyklus, der hauptsächlich im Labor stattfindet und neben dem Stadtverkehr auch außerstädtische Bedingungen simulieren soll. Wir aber wollen sehen, wie sich der Nissan in der Praxis und mitten in der City schlägt.
Im komfortablen „Normalmodus“ mit aktivierter Klimaanlage und Heizung (im Automatikmodus mit einer Soll-Temperatur von 18° bei 8° Außentemperatur) verbraucht der Nissan Leaf zwischen 26 und 30 kWh/100 km im Hardcore-City- und Stop&Go-Verkehr. Was sich beim neutralen Vergleichen dieser Zahlen zunächst drastisch anhört, ist es nicht: trotz dieser Extremsituation entsprechen die Werte einer Reichweite von immer noch guten, da ausreichenden 80 Kilometern.
Im nächsten Schritt schalten wir die Klimaanlage aus und aktivieren den Eco-Modus. Der ist deutlich weniger spritzig und macht merklich weniger Spaß. Zügiges Anfahren ist ab sofort passé, der Leaf wirkt zugeschnürt. Im Verbrauch wirken sich beide Maßnahmen aber direkt aus. Im heftigen Stop&Go-Verkehr verbraucht der Nissan Leaf nicht mehr bis zu 30 kWh/100 km, sondern nur noch rund 26 bis 27 kWh, was einem Reichweiten-Plus von immerhin 10 Kilometern entspricht.
Im gemäßigten Stadtverkehr können wir den Nissan Leaf im Eco-Modus gar mit einem Verbrauch von unter 20 kWh fahren. Die Reichweite steigt so von rund 90 Kilometern im Normal-Modus auf bis zu 140 Kilometer – beileibe kein schlechter Wert.
Unser Fazit: der Nissan Leaf ist erwartungsgemäß ein absolut vollwertiges Auto, das mit seinem 109 PS-Elektromotor durchaus Spaß machen kann. Natürlich verbraucht er im Stop&Go-Verkehr überdurchschnittlich. Wenn man sich aber etwas zurücknimmt und den Eco-Modus aktiviert, kann der Verbrauch noch einmal signifikant gesenkt werden. Im gemäßigteren Stadtverkehr erreicht der Leaf sogar fast die offiziell angegebenen Verbrauchswerte.
Der aktuelle Nissan Leaf ist ab 29.690 Euro („Leaf Visia“) zu haben – wenn man sich für den Kauf der Lithium-Ionen-Batterie entscheidet. Alternativ bietet Nissan sein Elektroauto in Verbindung mit einem Batterie-Leasing an. Der Vorteil liegt hier in gestaffelten Kosten je nach Laufleistung. Dann kostet der Nissan Leaf „Visia“ ab 23.790 Euro. Das Akku-Leasing kostet je nach Laufzeit und Laufleistung zwischen 79 Euro und 142 Euro pro Monat.
Als Messinstrument diente der Bordcomputer des Nissan Leaf.