Mercedes-Benz Roadtrip 2014: von Cops, Alligatoren-Geschnetzeltem und der neuen C-Klasse

In Houston, Texas, stehen die Sterne nicht nur am Himmel, sondern auch in Tiefgaragen. Zumindest in der vom Hotel Icon. Und das auch dann, wenn die Sonne schon längst im Begriff ist, aufzugehen. Sieben Sterne sind es, die an diesem Januarmorgen auf Motorhauben oder eingebettet in sexy Kühlergrills silbrig um die Wette glänzen. In der richtigen Konstellation würden sie bestimmt den großen Wagen bilden, doch für interstellare Formationen ist keine Zeit. Die Kofferraumdeckel von ML 350 BlueTEC, CLA 250, E63 AMG Kombi, S 550, CLA 45 AMG, GLK 250 und GL 63 AMG werden einer nach dem anderen geöffnet und die Autos schwer mit Reisegepäck beladen.

Von Sarah Sauer

Der „Mercedes-Benz Roadtrip 2014 – Guarding the New C-Class“ kann beginnen. Wir starten in Houston und beenden unsere Reise in Detroit. Wir, das sind Blogger und Journalisten aus Spanien, Italien, Holland, USA und Deutschland, die auf Einladung von Mercedes-Benz in Amerika sind, um dort die neue C-Klasse kennenzulernen. Bei der NAIAS in Detroit feierte sie ihre offizielle Weltpremiere, doch wir hatten im Rahmen des MBRT 14 bereits vorher die Chance, das neue Baby des Herstellers kennenzulernen.

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Bis sie uns aber vor die Linsen kommt, müssen wir, die glücklichen Roadtrip-Teilnehmer, erst einmal ein paar Kilometer runterrocken. Tag eins, 6.30 Uhr und die Kolonne macht sich auf, von Houston aus die Highways der Staaten zu erobern. Zuvor gab uns Tobi Müller, Head of Social Media und Co. von Mercedes, eindringliche Worte mit auf den Weg: „Beachtet das Speed Limit. Achtet auf die Cops. Die sind überall. Werdet ihr rausgezogen, verhaltet euch ruhig und legt beide Hände auf das Lenkrad.“ Hihi – doch Tobi meint das ernst. Mit den Obrigkeiten hier ist nicht zu spaßen.

Wenig spaßig sind auch die Speed Limits. Ich meine, wir sind natürlich nicht die einzigen Menschen die mit dicken Motoren auf den Interstates unterwegs sind. Tausende Pferdestärken verstecken sich unter den Motorhauben, und so ist es eigentlich eine Schande, dass wir nicht ungehemmt losgaloppieren können. Doch auf den Highways gibt es Speed Limits zwischen 60 und 75 mph – das sind bis zu launigen 118 km/h – und die Cops sind wirklich überall. Gerne auch in unauffälligen Zivilfahrzeugen. Also: am Riemen reißen und relaxt fahren. Und einfach auch mal rechts überholen. Das ist hier nämlich durchaus erlaubt. Wenigstens etwas.

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Die Stimmung unter uns ist phänomenal. Es dauert nicht lange, bis die Walkie Talkies in den Autos Janis Joplin und ihren Mercedes-Benz-Song funken. Und wir erregen Aufsehen. Bei einem ersten Zwischenstopp am Louisana Welcome Center zücken einige Amerikaner ihre Handys und machen Bilder. Favorisiertes Modell: CLA 45 AMG: „My mothers drives a Mercedes, I told her THIS is the car she should have bought“, erzählt eine Amerikanerin lachend.

Bis wir die neue C-Klasse zu Gesicht bekommen, haben wir noch einiges an Strecke zu machen. Zum Beispiel nach New Orleans, wo wir zu Mittag essen: Alligator-Geschnetzeltes, Burger, Shrimps, Chicken – serviert auf einer dicken Waffel mit Puderzucker (!) -, und Salate. Woran man merkt, dass man im Süden ist? Für die Einwohner hier ist es selbstverständlich, uns direkt als ihre „friends“ und als „sweetie“ zu bezeichnen – weniger selbstverständlich aber ist es, sein Fleisch „very well done“ zu bestellen…

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Jedenfalls: Gut gestärkt wartet im Anschluss ein unfassbar riesiges Gebäude auf uns. Welcome at the Mercedes-Benz Superdome! In erster Linie Stadion für Football-“Saints“, bieten die 1,9 Millionen Squarefeet auch genügend Platz für andere Veranstaltungen wie Wrestling-Kämpfe oder Konzerte. Als Hurrikan Katrina 2005 New Orleans überschwemmte, fanden hier Abertausende Menschen Obhut. Von den Zerstörungen aber ist in 2014 nichts mehr zu sehen. Statt dessen zeigen heute beispielsweise überdimensional große Fotografien an Gate C die Historie diverser Modelle mit dem altbekannten Stern, und ein Besuch in die Umkleidekabinen der Saints sowie das Betreten des Spiel-Rasens, der jedoch gerade abgetragen wird, lassen uns beinahe vergessen, weshalb wir eigentlich hier sind.

Ach ja. Neue C-Klasse. Aber noch nicht heute. Erst morgen. Heißt: Wir durchqueren am nächsten Tag den Staat Mississippi, um dann in Sweet Home Alabama anzukommen. Genauer: In Tuscaloosa. Hier hat Mercedes-Benz sein Werk für die US-amerikanische Produktion der SUVs mit Stern – und auch die neue C-Klasse soll fortan hier ihr Zuhause bekommen. Zumindest so lange, bis sie zusammengebaut ist und dann ihre Kunden beglückt. Kleine Info am Rande: Es ist das erste Mal, dass die neue C-Klasse weltweit in allen vier Mercedes-Werken gebaut wird: Deutschland, Südafrika, China und eben in den USA.

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In der Halle für Feinarbeiten erwartet sie uns schließlich, die neue C-Klasse, als Diesel 220 BlueTEC mit 170 PS und 400 NM, von 0 auf 100 km/h in 8.1 Sekunden. Nicht in Tuscaloosa gebaut, die Produktion dort beginnt erst noch, sondern vom Bremener Werk extra für uns eingeschifft. Reine Handarbeit. In Citrinbraun Metallic. Die Farbe wirkt unter dem krassen Neonlicht erst mal etwas gewöhnungsbedürftig. Das war es dann aber auch schon mit Fremdeln – denn grundsätzlich wirkt das Auto „somehow familiar“…- ja. Alle sehen es, und alle sprechen es aus. „The new C-Class looks like a shrinked version of the S-Class“, „Hey, look, there’s the S-Class’s twin“ und so fort. Wer C sagt, muss auch S sagen, die Ähnlichkeit ist unverhohlen da. Doch ist die C-Klasse damit nur ein billiger Abklatsch? Auf keinen Fall. Ich finde, die neue C-Klasse ist noch immer ein eigenständiges Auto im oberen Mittelklasse-Segment, dass einfach nur geschickt in die Trickkiste gegriffen hat, um sein Potenzial nach oben hin zu verbessern.

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Was heißt das im Detail? Legen wir mal los. Achtung, jetzt kommen die knallharten Fakten, und ich beginne mal ganz vorne, im wahrsten Sinne des Wortes.

1. Die neue C-klasse hat zwei Gesichter. Entweder ein sportliches mit Zentralstern oder das mit klassischem Limousinen-Kühlergrill, wobei der Stern auf der Motorhaube prangt – das ist dann die Exclusive Line. Das Besondere in dem Fall sind die Jalousien im Grill, die sich automatisch schließen lassen können. Tricky, weil dadurch die Aerodynamik des Fahrzeugs verbessert wird, der CO2-Ausstoß sinkt und auch der Spritverbrauch – um 0.1 Liter. Überhaupt liegt der Luftwiderstandswert bei 0.24 cw. Dazu tragen auch kleine Feinheiten wie Kerben in den Außenspiegeln oder sanft abgerundete Heckleuchten bei.

2. Es werde Licht: Serienmäßig ist die neue C-Klasse mit H7-Halogen-Scheinwerfern ausgestattet. Optional gibt es aber auch zwei LED-Varianten, entweder statisch oder dynamisch. Letztere Technik ist ziemlich intelligent, kann sie doch beispielsweise bei Gegenverkehr automatisch abblenden.

3. Die neue C-Klasse ist um 95 Millimeter länger und 40 Millimeter breiter geworden. Das soll laut Hersteller vor allem den Passagieren auf den hinteren Plätzen zugute kommen.

4. Trotz der größeren Maße hat die neue C-Klasse abgespeckt. Im Vergleich zum Vorgänger ist das Gesamtgewicht um gut 100 Kilogramm gesunken. Wieso? Weil man bei Mercedes-benz auf Aliminium-Leichtbau gesetzt hat. Der Anteil des Metalls ist dem Vorgänger gegenüber von knapp 10 Prozent auf gut 50 Prozent gestiegen. Der Leichtbau soll einen Mindervbrauch von 2o Prozent bewirken, wie Daimler-Chef Dieter Zetsche später erklären wird. Doch zu ihm kommen wir noch.

5. Der äußere Eindruck der neuen C-Klasse – so harmonisch, glatt, sanft – setzt sich auch im Inneren des Fahrzeugs fort. Da hat sich zudem einiges getan.

6. Designtechnisch haben die Verantwortlichen von Mercedes-Benz es etwas krachen lassen. Hervorzuheben ist die neu gestaltete Mittelkonsole. Bei Automatikfahrzeugen handelt es sich um eine Konsole aus einem Guss, von den Mitteldüsen bis hin zur Armauflage. Die Luftdüsen sind rund und metallisch und erinnern leicht an Flugzeugdüsen. Beim Schaltgetriebe – so wie bei „unserem“ Fahrzeug – steht die Konsole etwas steiler und besitzt zwei voneinander getrennte Zierteile, die Platz für den Gangwahlhebel schaffen.

7. Polarisieren tut das Infotainment-Display, das frei stehend und zentral über die Mittelkonsole platziert worden ist. Manchen finden, es wirke dort fehl am Platz, manche meinen, so gehöre es sich eben. Zur Wahl stehen zwei Größen, entweder mit 7 Zoll- oder 8,4 Zoll-Bilddiagonale (bei Ausstattung mit COMAND Online).

8. Es schmeichelt jeder Hand und befindet sich im Mitteltunnel bei der Armauflage: Das Touchpad. Es ist in der Lage, mittels Handschrift eingegebene Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen in jeder Sprache zu verarbeiten. Funktioniert, auch bei denen, die sich in Schönschrift dazumal schwer getan haben.

9. Ebenfalls neu in der C-klasse ist ein Head-up-Display, das wichtige Informationen (Geschwindigkeit, Navi-Anweisungen etc.) direkt in das Blickfeld des Fahrers in die Frontscheibe einblendet. Leider ist unser Modell damit nicht ausgestattet…

10. In der neuen C-Klasse kommen jetzt auf Wunsch auch Assistenzsysteme zum Einsatz, wie sie zuvor in S- und E-Klasse Weltpremiere gefeiert haben, zu nennen wäre da beispielsweise die DISTRONIC PLUS, ein teilautonomer Stau-Assistent.

Die Auflistung kann sich noch lange ziehen, doch wollen wir Dieter Zetsche doch auch noch zu Wort kommen lassen. Den treffen bzw. sehen wir nach vielen weiteren Meilen durch Tennessee, Kentucky und Ohio, die C-Klasse immer im Konvoi mit dabei, als wir endlich unseren Zielort Detroit erreichen. Die Fahrten verliefen äußerst unspektakulär, wir sind schließlich artig-professionelle Publizisten. Schlechte Stimmung kam nur dann einmal auf, als wir in Kentucky abends essen waren. Kleine Notiz am Rande: Always bring your ID! Nachdem die Kellnerin eines Restaurants, das angeblich in ganz USA für sein gutes Essen (Steaks) bekannt sein soll, uns sowohl die Weinkarten als auch die georderten Getränke brachte, verlangte sie anschließend unsere Ausweise. Wer den nicht mit hatte, saß alsbald auf dem Trockenen. Weg war das Weinglas! Aber hey, wir sind niveauflexibel und zudem äußerst humorvoll – keine Burger-Bestellung, kein Toilettengang, kein Kippen-Kauf mehr ohne ID im Anschlag!

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Und selbstverständlich hatte wir auch selbige beim großen Mercerdes-Benz-Neujahrsempfang dabei, zu dem Journalisten aus aller Welt eingeladen waren, um die C-Klasse noch vor der Präsentation auf der NAIAS zu sehen. Dieter Zetsche war gut drauf, sprach über steigende Verkaufszahlen in den USA, neue Modelle wie den GLA 45 AMG oder S600, vor allem aber natürlich über die neue C-Klasse. Kelly Rowland, die mal mit Beyoncé bei „Destiny’s Child“ gesungen hat“, führte das neue Modell gesanglich ein. Applaus und Blitzlicht im Publikum, Küsschen und Blumen von Zetsche. Der wieder wurde nicht müde, auf das innovative Touchpad – „das System gibt es in keinem anderen Modell in der oberen Mittelklasse“ oder auf die optionale Luftfederung AIRMATIC hinzuweisen. Von der Ähnlichkeit zur S-Klasse sprach er (natürlich) nicht, wohl aber das Publikum – genauso wie bei der offiziellen Premiere am nächsten Tag im COBO Center in Detroit. Mit drei verschiedenen Aggregaten kommt die C-Klasse raus, „and we have a hybrid-version in the pipeline“, so Zetsche.

Von „unserer“ C-Klasse mussten wir uns mittlerweile verabschieden, dafür konnten wir genügend weitere, neue, andere Eindrücke auf der NAIAS sammeln. Und damit endet auch der #mbrt14 – wehmütig sind wir, sehen so traurig aus wie die Wohnhäuser rund um Detroit, zerfallen und verlassen. Die Stadt sei dabei sich zu fangen, versichern uns Tourismus-Zuständige genauso wie Hotelpagen und Taxifahrer. Hoffen wir, dass dem so ist, und nicht nur der Glanz neuer Autos einmal im Jahr die Stadt zum Strahlen bringt.

Motoren:
C 220 BlueTEC 170 PS, 400 NW, Effizienz A+, ab 38675 euro
C180, 156 PS, 250 NW, A, ab 33558
C200, 184 PS, 300 NM, B, ab 36414

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