Mercedes-Benz hat das Kunststück vollbracht, mit seinem Sprinter als Synonym für die Fahrzeuggklasse der großen Vans zu gelten. Zudem gilt der Sprinter traditionell als Vorreiter für innovative Neuerungen im Van-Segment. Und wenn Mercedes-Benz einen neuen Sprinter an den Start bringt, so darf man davon ausgehen, dass sich wieder einiges getan hat.
Der neue Sprinter tritt bereits optisch mit einem deutlich geschärften und markanten Profil an. Ganz im Stil der aktuellen Designlinie von Mercedes-Benz steht die Kühlermaske senkrechter und selbstbewusster im Wind. Sie verleiht dem neuen Sprinter mehr Präsenz, die neuen Scheinwerfer sind schärfer geschnitten und verleihen dem Sprinter einen energischeren Blick. Weitgehend unverändert blieb das Heck des Sprinter mit seinem mittig angebrachten Mercedes-Stern.
Als erster Transporter tritt der neue Sprinter mit einer kompletten Motorenpalette nach der künftigen Abgasstufe Euro VI an. Sie bedeutet eine drastische Senkung der Emissionsgrenzen von Stickoxiden (NOx), Kohlenwasserstoffen (THC) und der Partikelmasse. Der Sprinter erreicht die scharfen Grenzwerte mit BlueTEC-Motorentechnologie und SCR-Technik mit AdBlue-Einspritzung ins Abgas. Unverändert bleibt das Leistungsangebot der Dieselmotoren: Es setzt sich aus Vier- und Sechszylindern mit einer Spanne von 70 kW (95 PS) bis 140 kW (190 PS) zusammen. Vor allem die 190 PS-Variante schiebt den neuen Sprinter ordentlich an.
Alternativ zu den Dieselmotoren gibt es den Mercedes-Benz Sprinter auch mit einem aufgeladenen Vierzylinder-Benzinmotor mit Direkteinspritzung in der Abgasstufe Euro VI. Er leistet aus 1,8 l Hubraum 115 kW (156 PS). Von diesem Motor abgeleitet ist eine Erdgas-Ausführung mit identischer Leistung. Die Kraftübertragung übernimmt entweder das Sechsgang-Schaltgetriebe ECO Gear oder die Siebengang-Wandlerautomatik 7G-Tronic-Plus.
Premiere feiern mit dem neuen Sprinter der beeindruckende Seitenwind-Assistent (Crosswind Assist), der Abstands-Warnassistent (Collision Prevention Assist), Totwinkel- und Fernlicht-Assistent (Blind Spot Assist und Highbeam Assist) sowie der Spurhalte-Assistent (Lane Keeping Assist).
Der Seitenwind-Assistent unterstützt den Fahrer bei plötzlichem starkem Seitenwind – etwa auf Brücken oder beim Überholen von Lkw – den Kurs zu halten. Er ist erfreulicherweise Bestandteil der Serienausstattung, zumindest zunächst für die geschlossenen Varianten bis 3,5 t, die schwereren und offenen Baumuster werden folgen. Ab einem Tempo von 80 km/h kompensiert er Einflüsse von Windböen auf das Fahrzeug im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten nahezu vollständig.
Wir konnten das Feature auf dem Testgelände der RWTH Aachen testen: dabei fuhren wir mehrfach mit dem alten, ohne den Seitenwind-Assistenten ausgestatteten Sprinter mit Autobahntempo an einer ganzen Batterie aus Windmaschinen vorbei, die eine Windböe von 100km/h simulieren sollte. Während der alte Sprinter merklich und urplötzlich auf die fingierte rechte Autobahnspur gedrückt wurde, hielt sich der Versatz im neuen Sprinter in sehr engem Rahmen. Der Seitenwind-Assistent erkennt über die Sensoren für Gierrate und Querbeschleunigung des serienmäßigen ESP auf das Fahrzeug einwirkende Kräfte durch Seitenwind und Windböen. Das Assistenzsystem bremst daraufhin gezielt einzelne Räder auf der dem Wind zugewandten Seite ab. Dies hat einen Lenkeffekt zur Folge und wirkt einem möglichen gefährlichen Abdriften des Fahrzeugs durch eine Gier- oder Drehbewegung entgegen.
Dabei fährt sich der neue Sprinter angenehm entspannt. Seine direkte und leichtgängige Lenkung ermöglicht problemloses Rangieren und zackige Lenkmanöver, eine Fahrwerksabsenkung um ca. 30 mm verringert beim neuen Sprinter den Luftwiderstand und soll damit ebenfalls zu einem niedrigeren Verbrauch beitragen. Außerdem steigert der so realisierte tiefere Schwerpunkt merklich die Fahrdynamik und die Lenkpräzision bei zügiger Kurvenfahrt. Subjektiv wähnt man sich nicht etwa in einem 3,5-Tonner, sondern beinahe in einem (großen) PKW. So muss das sein!