Während man beim zweiten Platz in Monte Carlo angesichts der widrigen Wetterbedingungen noch von einem Zufallserfolg sprechen konnte, hat VW Motorsport bei der Rallye Schweden am Wochenende eindrucksvoll bewiesen, dass mit ihnen zu rechnen ist. Um genau zu sein: die Paarung Ogier-Volkswagen scheint nach vielen Jahren der Dominanz die Phalanx Loeb-Citroen erstmals nachhaltig attackieren zu können.
Sébastien Ogier/Julien Ingrassia fuhren mit dem Polo R WRC bei der Rallye-Schweden auf Platz eins und verwiesen damit Serien-Weltmeister Sébastien Loeb auf Rang zwei, sowie die Marken Citroen und Ford auf die Ränge zwei und drei. Vor allem bei Citroen dürfte der Überraschungssieg für einige Unruhe sorgen. Im Grunde war allen klar, dass Volkswagen Motorsport mit all den Möglichkeiten des Volkswagen-Konzerns irgendwann würde gewinnen können. Aber gleich beim zweiten Lauf? Zumindest Loeb schien konsterniert und fragte sich bereits scherzend, ob er nicht eventuell schon zu alt für den WM-Zirkus sei.
Dabei hatte sich Loeb die Niederlage zum Teil selbst zuzuschreiben: das Qualifying vergeigte der Franzose mit Platz acht. Eine schlechte Ausgangsposition, schließlich bedeutete das, vor den anderen Top-Piloten auf die Strecke zu müssen und die Loipen für diese glatt zu ziehen.
Ganz anders Ogier und sein Beifahrer Julien Ingrassia. Die beiden setzten sich von Beginn an die Spitze des Gesamtklassements, und gaben ihre Führung bis ins Ziel nicht mehr ab. Loebs Rückstand im Ziel am Sonntag: 41,8 Sekunden. Das herausragende Mannschaftsergebnis für Volkswagen komplettierten Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila im zweiten Polo R WRC mit Rang vier.
Stimmen zur Rallye Schweden:
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC:
„Ein unbeschreibliches Gefühl! Wir haben im Auto vor Glück laut geschrien. Einfach unfassbar, schon in der zweiten Rallye den ersten Sieg für Volkswagen und das Team zu holen. Das ist der wohl schönste Moment meiner Karriere. Der Polo R WRC lief die ganze Zeit über perfekt, die Jungs haben das Auto großartig vorbereitet. In Schweden kann so viel passieren, die Bedingungen im Schnee sind so schwierig – hier zu gewinnen, als zweiter Mitteleuropäer und vor dem besten Rallye-Fahrer aller Zeiten, macht mich enorm stolz. Wir mussten bis zum letzten Tag 100 Prozent geben, weil Sébastien Loeb bis zum Schluss alles versucht hat. Besonders auf der ersten Stage, ‚Mitandersfors‘, heute Morgen hatte ich befürchtet, dass er mehr Zeit gut macht. Doch das war nicht der Fall. Jetzt bin ich einfach nur glücklich.“
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC:
„Ich freue mich sehr für das gesamte Volkswagen Team. So früh in der Debütsaison einen Laufsieg zu feiern, ist etwas sehr Besonderes. Gern hätte ich selbst einen Podestplatz beigesteuert. Mit dem Polo R WRC wäre das hier bei der Rallye Schweden sicher dringewesen. Allerdings muss ich meinen Fahrstil noch anpassen. Ein Riesenkompliment an meinen Teamkollegen Sébastien Ogier, der gezeigt hat, was möglich war. Er war das gesamte Wochenende super stark. Ich werde alles geben, in den kommenden Rallyes mit ihm auf Augenhöhe zu sein.“
Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor:
„Das ist ein großer Tag für Volkswagen im Motorsport. Aus eigener Kraft schon den zweiten WM-Lauf zu gewinnen, ist ein echter Meilenstein. Die Rallye Schweden ist einzigartig im Kalender. Unter diesen Bedingungen hat der Polo R WRC perfekt funktioniert und Sébastien Ogier hat das perfekt umgesetzt. Er war hier eine Klasse für sich. Aber auch Jari-Matti Latvala hat eine starke Leistung gezeigt. Im Team hat darüber hinaus jedes Rädchen perfekt in das andere gegriffen. Ich bin heute einfach nur stolz auf die Jungs.“
[Fotos: VW Motorsport]