Blogger und Webmaster dürften dieser Tage regen Austausch mit „Anja“ haben, der Marketingleiterin eines Online-Vergleichsportals, das sich dem spannenden Thema Treppenlifte widmet. Wie so viele Firmen versucht auch dieses Online-Portal mit hohen Anstrengungen ihr Google-Ranking zu optimieren. Eine Möglichkeit: der Aufbau von künstlichen Backlinks, um Google eine gewisse Relevanz vorzugaukeln zu signalisieren. Und hier kommen wir ins Spiel.
Normalerweise wandern Anfragen dieser Art sofort in den Papierkorb, denn wir verkaufen hier keine Backlinks. In diesem Fall entbehrte die Mail von „Anja“ aber nicht eines gewissen Unterhaltungspotenzials.
Vor ein paar Wochen erreichte uns die erste Mail von „Anja“. Auf einem von uns betriebenen Online-Lifestyle-Magazin wollte „Anja“ doch tatsächlich einen Backlink (wir erinnern uns: für Treppenlifte) in einem Artikel kaufen, in dem es inhaltlich um einen Party-Event in einer Diskothek ging.
Mein Einwand, ein werblicher Hinweis auf Treppenlifte in einem redaktionellen Umfeld, in dem ca. 99% der Leser unter 40 Jahren unterwegs sind (also sehr wahrscheinlich nicht auf der Suche nach einem Treppenlift ist), sei vielleicht nicht wirklich zielführend und dürfte von Google sicherlich als billigster Trick entlarvt werden, zog kaum. Themenrelevanz war für „Anja“ bereits durch den Ort der Party, in der Nähe von Hamburg gegeben. Denn die von uns zu bewerbende URL drehte sich um Treppenlifte in der Nähe von, richtig: Hamburg.
Es gibt ja Leute, die meinen, derart unpassende Links würden bei Google nicht etwa eine Verbesserung des Rankings nach sich ziehen, sondern im Gegenteil: als künstliche Links erkannt und entsprechend bewertet/bestraft werden.
Ich vergaß das Ganze recht schnell wieder – und wurde heute erneut von „Anja“ heimgesucht. Genialer Einfall diesmal: unser Artikel zum Porsche 911 GT3 aus 2009 als Linkspender für das Treppenlifte-Vergleichsportal.
Vielleicht bin ich einfach nicht Marketing-Experte genug, wenn ich mir vorstelle, dass die Zielguppe eines Höllengefährtes wie dem 997 GT3 nicht zwingend zum Thema fahrdynamisch limitierte Treppenlifte passt. In meiner Welt liegen zwischen einem 435 PS-Porsche und einem 2 Kilowatt-Treppenlift thematisch Welten. Eine ähnliche Sichtweise würde ich Google attestieren.
Vermutlich aber ist es ganz einfach und Google erkennt über semantische Brücken ja eine gewisse Verbindung zwischen Sportwagen und Treppenliften. Je länger man darüber nachdenkt, umso klarer wird es – warum bin ich nicht schon eher darauf gekommen?
Sportwagen – Fahrwerk
Fahrwerk – Bandscheibe
Bandscheibe – Bandscheibenvorfall
Bandscheibenvorfall – Rücken
Rücken – Treppenlift
Oder so. Manchmal kann es so einfach sein.