In einem Beitrag vom 14.11. 2007 beleuchtet Spiegel-Online eine aktuelle Studie, die sich mit dem automobilen Lieblingsthema CO2 befasst.
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Ich blieb direkt bei der reißerischen Headline „Deutsche Autohersteller sind führend – beim CO2-Ausstoß“ hängen und berürchtete eine einseitige Diskussion mit längst bekannten Fakten. Natürlich sind die deutschen Autohersteller führend im Kraftstoff- und damit CO2-Ausstoß. Das weiß die deutsche Autoindustrie mit ihren leistungsorientierten Marken Audi, BMW, Mercedes-Benz und Porsche nur sehr genau. Und natürlich stoßen die im Artikel angesprochenen französischen und italienischen Marken mit ihren Flotten leichter und leistungsschwächerer Wagen weniger CO2 aus.
Ran an die Fakten: Nach einer Studie des Brüsseler Umweltverbandes T&E hat der durchschnittliche Kohlendioxidausstoß deutscher Neuwagen 2006 leicht zugenommen: 2005 sollen es noch 172 Gramm/Kilometer gewesen sein, ein Jahr später sollen es 173 Gramm/Kilometer gewesen sein. Im Vergleich dazu stehen andere Nationen besser da. Italiens Hersteller konnten sich laut Studie um 1,6 Prozent auf durchschnittlich 144 Gramm/Kilometer verbessern, die Japaner um 2,8 Prozent auf durchschnittlich 161 Gramm/Kilometer. Die Zielsetzung, den CO2-Ausstoß pro Auto und pro gefahrenem Kilometer bis Ende 2008 auf 140 Gramm zu reduzieren, zu erreichen , wird also zumindest für die deutschen Premiumhersteller schwer. Aber das wussten wir ja bereits.
Deutschlands Verschlechterung kommentierte Jos Dings (Direktor des Brüsseler Umweltverbandes T&E) dann so:
„Es ist ironisch, dass ein Land, das sich so sehr für neue EU-Klimaschutzziele eingesetzt hat, gleichzeitig Autohersteller beheimatet, die einen der wichtigsten Wege zur Erreichung dieser Ziele blockieren“.
Nun ist es sicherlich richtig, dass die deutschen (Premium-) Hersteller zur Senkung des CO2-Ausstoßes in der Vergangenheit bereits mehr hätten investieren können. Man muss jedoch auch bedenken, dass immer noch die allgemeine Nachfrage nach einem Gut einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Güterangebot hat. Dieses Phänomen (zum Teil Marktwirtschaft genannt) kann der für Deutschland so wichtigen Autoindustrie (an der Millionen deutsche Arbeitsplätze hängen!) nicht egal sein. Gesamt- und volkswirtschaftlich gesehen, dürfte es insofern eine schlechte Idee sein, Deutschlands Autoindustrie aus dem Land zu jagen.
Und aufgrund der Tatsache, dass sich die selbst verordnete Senkung des Kraftstoff- und CO2-Ausstoßes erst im Laufe des Jahres 2006 zu echtem (Medien-)Druck entwickelt hat und unter Betrachtung der ungefähren Zeitdauer einer Fahrzeugneuentwicklung von 36 Monaten, dürfte ein Vergleich von 2005 zu 2007 und später 2008 viel interessanter sein, als die Gegenüberstellung der Jahre 2005 zu 2006.
Wie die öffentlichen Auftritte der Hersteller weltweit dokumentieren, ist man dabei, dem Thema Umwelt höhere Beachtung zu schenken. Sogar die deutschen. Aktuelle Beispiele wie BMW´s Umweltprogramm „Efficient Dynamics“ und dem BMW 118d mit 143 PS und einem Ausstoß von 123 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer zeigen, dass die deutschen Hersteller noch lange nicht abzuschreiben sind.