Nachdem der erste Crashtest eines Brilliance vor nicht allzu langer Zeit eklatante Sicherheitsmängel offenbarte, versprach Brilliance, respektive dessen Importeur, erheblich nachzubessern. So kommt der im Herbst 2008 vorgestellte Brilliance BS4 nun bereits in der Basisversion unter anderem mit vier Airbags, ABS und Gurtstraffern vorne. Doch wie sieht der BS4 beim Crashtest aus? Wie verhält sich die Karosserie im Ernstfall?
Diesen Fragen ist nun der ADAC nachgegangen. Und das Ergebnis ist kaum positiv ausgefallen. Der BS4 blieb im Gegensatz zu seinem großen Bruder BS6, der 2007 einen mickrigen Punkt holen konnte, ganz ohne Punkt. Ärgerlich für Brilliance: zwar ist der BS 4 deutlich sicherer als der BS6, doch auch die europäische Crashnorm hat sich inzwischen verschärft.
Die Hauptkritik der ADAC-Tester: beim Frontalaufprall mit 64 km/h droht die Fahrgastzelle zu kollabieren. Laut ADAC-Bericht war die Fahrgastzelle zwar von außen betrachtet bei weitem nicht so dramatisch kollabiert, wie damals beim BS6. Doch der Blick ins Wageninnere offenbarte offensichtlich schwere Mängel: „Armaturenbrett, Lenkrad und Pedale dringen deutlich in den Innenraum ein, der Kopf des Fahrers bekommt nicht nur Kontakt mit dem Airbag, wie es sein sollte – er durchschlägt ihn vielmehr“.
Zumindest im Seitencrash schlug sich der BS4 im ADAC-Crashtest dank Seitenairbag und stabiler Türsäule deutlich stärker als der große Bruder BS6. Immerhin.
Hier das Video vom Crashtest:
Update 28.03.2008: offzielle Stellungnahme von Brilliance-Importeur HSO-Motors Europe
Kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Ergebnisse des ADAC-BS4-Crashtest hat sich Brilliance-Importeur HSO-Motors Europe zu Wort gemeldet.
„Bemerkenswert ist, dass die Partner des ADAC, beispielsweise der ÖAMTC, sowie der Schweizer und der holländische Automobilclub, die den Test mitfinanziert haben, bei gleicher Faktenlage unisono den Ausgang des Crashtests mit drei Sternen bewerten. Der ADAC aber die Menschen mit Schreckensmeldungen verunsichert. Der ADAC führt die Presse, die Politik und die Verbraucher in die Irre, wenn er alle Sterne eliminiert und sein Null-Sterne-Ergebnis mit null Sicherheit gleichsetzt. Die anderen beteiligten Automobilclubs informieren hier deutlich transparenter.“
Und:
„Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier eine Karte gespielt wird, die politische Dimensionen hat – und das über den deutschen Markt hinaus. Und es bleibt festzuhalten, dass der durchgeführte Test zwar auf Euro NCAP-Regularien basiert, von der offiziellen Euro NCAP-Organisation in Brüssel aber nicht beauftragt wurde. HSO Motors Europe, der Generalimporteur der Marke Brilliance in Europa, wird das Ergebnis nun im Detail mit dem Hersteller Brilliance Auto Shenyang prüfen und bewerten.“
Unser Zwischenfazit: es ist davon auszugehen – und das stellt auch HSO Motors fest – dass der ADAC den Brilliance BS4-Crashtest nach den aktuellen Euro-NCAP-Richtlinien durchgeführt hat. Wenn andere (in diesem Falle Partner des ADAC) veraltete Regularien zur Bewertung der Sicherheit heranziehen, ist dies sicherlich ein größeres Problem, als auf die neuesten Möglichkeiten und Richtlinien zurückzugreifen. Insofern bleiben die Anschuldigungen bis auf weiteres kaum begründet – insbesondere aufgrund der Tatsache, dass der ADAC klar kommuniziert hatte, nach der seit Februar 2009 gültigen, neuen Euro-NCAP-Norm getestet zu haben und dass der BS4 nach altem Stand durchaus 3 Sterne verdient gehabt hätte.
Mal sehen, ob und wie der ADAC reagiert und was Brilliance-eigene Tests – die es, nebenbei bemerkt, schon längst hätte geben können – ergeben.
[Foto: ADAC]