In den letzten Wochen gab es hin und wieder die ein oder andere Meldung zur virtuellen Welt „Second Life„. Gerade auf die Marketingleute der Automobilbauer übt „SL“ offenbar höchste Anziehung aus.
Zunächst las ich einen Bericht/Pressemitteilung bei Auto-Reporter.net.
„Wer beispielsweise Mercedes- und BMW-Fahrzeuge kaufen will, ist zu knapp 20 Prozent Second Life-Nutzer, ergab die Umfrage. Darin spiegeln sich die Engagements von Mercedes und BMW in dieser virtuellen Welt wieder.“
– Eine ziemlich zusammenhanglose Schlussfolgerung, oder? Da kennen zufälligerweise 20 Prozent der potenziellen Käufer Second Life und man wertet das als direkten Erfolg für die virtuellen Einrichtungen! Wieviel Prozent der potenziellen Audi-Käufer kennen Second Life ohne, dass ihre Marke dort vertreten ist?
Weiterhin erfährt man:
„Grundsätzlich sagt Marktforscher Weßner SL als Forum für Automobilkäufer eine große Zukunft voraus. „Second Life“, so Weßner, „wird die Informations- und Kaufentscheidungsprozesse insbesondere für langlebige Produkte wie Automobile verändern.“ Der schrittweise Aufbau einer Präsenz in dieser virtuellen Welt wird deshalb als Erfolgsfaktor zukünftiger Marketingkonzepte immer wichtiger.“
Ein Blick auf die Entwicklung der Pageviews auf Secondlife.com lässt allerdings Gegenteiliges erwarten:
Quelle: Alexa.com
Bei Horizont.net gab es einen Tag später eine weitere Meldung zum Thema. Darin ging es um Ergebnisse des Hamburger Marktforschungsunternehmen Fittkau & Maaß, das die Bedeutung von Second Life für Marketingzwecke untersucht hatte:
„Zwar geben 70 Prozent der Befragten an, die Plattform zu kennen, doch nur 0,8 Prozent nutzen Second Life aktiv. Zudem dient die virtuelle Welt vor allem als Plattform zum Kommunizieren, lediglich 12 Prozent sind dort schon einmal auf Produkte aufmerksam geworden“
Thema BMW: bei SL Inworld gab es Ende des Jahres Infos zu BMW´s Dependance in SL:
„Der Konzern stellt hier erstmals seine Hydrogen 7 und H2O Fahrzeuge in der BMW New World vor. […] Second Life dient hier als Informationsplattform für zukünftige Real World Entwicklungen im Automobilbereich und konfrontiert die User mit diesen. Die immer noch sehr erklärungsbedürftige Antriebstechnologie bietet viele Ansatzpunkte zur virtuellen Diskussion zwischen dem Hersteller und potenziellen Kunden. Hieraus könnten sich einige bedeutende Hinweise im Hinblick auf vorherrschande Kundenerwartungen und -einstellungen ergeben.“
Was ich mich frage: warum stellt man dann nicht ein Blog zum Thema ins Netz? Warum der Umweg Second Life? Eine Blog-Lösung hätte meines Erachtens nur Vorteile:
– man würde nicht tausende Interessierte per se ausschließen, nur weil sie nicht in Second Life registriert sind…
– Dialoge wären auch für längere Zeit sichtbar und könnten so weitere Diskussionen anstoßen
– ein Blog würde sicherlich mehr als die läppischen 250 Besucher pro Tag (bei BMW-Second Life, Angabe aktuelles BMW-Magazin) erreichen und somit tendenziell mehr Diskussionen generieren
[…] Oder man hat sich von den regelmäßigen Rekordmeldungen (12 Mio. registrierte User, Stand Januar 2008) der Second Life-Entwickler Linden Labs täuschen lassen. Ein weiteres Problem: die wenigsten User nutzen Second Life aktiv regelmäßig. […]