„Wilhelm Maybach würde sich im Grabe umdrehen“, meint die Automotive News und spekuliert, dass die Luxusmarke aus dem Daimler-Konzern wohl auf der Kippe steht. Und auch bei Daimler selbst wird vermutet, dass Konzern-Chef Dieter Zetsche innerhalb der nächsten Wochen eine Entscheidung zur Zukunft der Marke treffen werde. Klar ist, dass Maybach sehr weit hinter den Zielen geblieben ist, die einstmals in Aussicht gestellt worden waren.
Wenn man es genau nimmt, hat der ehemalige Daimler-Vorstandsvorsitzende Joachim Zahn Recht behalten, der in vielen Briefen an Jürgen E. Schrempp gewarnt hatte, der S-Klasse aus dem Hause Mercedes-Benz Konkurrenz zu machen. „Wie kann man nur behaupten, Mercedes baue das beste Auto der Welt und dann eine Marke einführen, die angeblich das noch bessere Autos bauen soll.“ Zahn hatte 2002 angeregt, statt die Marke Maybach zu etablieren einen großen Mercedes mit dem Typen-Zusatz „Maybach“ anzubieten. Im Gegensatz zu Rolls-Royce könne Maybach nicht auf eine lückenlose Tradition zurück blicken und auf eine treue Kundschaft setzen wie bei der britischen Nobelmarke. Zahn hat Recht behalten
Tatsächlich hat die Marke Maybach in 2010 weltweit gerade mal 157 Fahrzeuge verkauft, während man bei der Einführung der Marke 2003 von 1500 bis 2000 Fahrzeugen im Jahr ausgegangen war. BMW ist mit seiner Luxusmarke Rolls-Royce weit erfolgreicher und verkaufte im letzten Jahr immerhin 2.700 Fahrzeuge, 700 mehr als bei der Übernahme der Marke und der Vorstellung des ersten BMW-Rolls prognostiziert.
Was hat Daimler falsch gemacht?, fragt die Automotive News. Es sei von Anfang an vieles falsch gelaufen, schreibt das Blatt. Ein Fehler sei es gewesen, den ersten Maybach auf der Vorgänger-Version der S-Klasse aufzubauen. Daimler argumentierte damals, dass die Maybach-Kunden weniger Wert auf die neueste Spitzentechnologie, sondern mehr auf qualitative Gediegenheit und absoluten Luxus legen. Mit aufwändigen Kundenprogrammen wie dem „Personal Liason Manager“, dem Verkäufer, der den Kunden wie ein Freund über alle Fährnisse des Autolebens hinweg betreuen soll, ihm Karten für Konzerte besorgt, schon mal den Tisch im Edel-Restaurant reserviert usw. wurde der Kauf eines Maybach zu einer Art Staatsakt stilisiert. Das Kundenbetreuungsprogramm war ein Angebot, das kaum angenommen wurde. Die Maybach-Kunden nutzten es einfach zu wenig, obwohl sie ihren PLM jederzeit, auch am Wochenende hätten anrufen können. „Allerdings“, so ein ehemaliger PLM, „hatten die Kunden auch so gut wie keine Probleme mit ihren Autos. Und die meisten von ihnen haben fürs Reservieren in Restaurants ihr Personal.“ Tatsächlich gehört der Maybach zu den Fahrzeugen mit den geringsten Produktionsmängeln. Selbst Fahrzeuge mit hohen Laufleistungen erscheinen wie neu, weil jedes Detail perfekt produziert worden ist. “Aber”, sagt der Ex-PLM, “wir haben kommunikativ zu wenig für die Marke getan. Wir haben sie irgendwie einschlafen lassen.” Die Modellpflege-Maßnahmen hätten nur kurzfristig das Interesse aufleben lassen, sagt ein Insider.
Doch all dies hat letztlich nahhaltig nicht viel genützt, da auch die aktuellen Zahlen nicht zufriedenstellend sind. Während Vertriebschef Joachim Schmidt vor einem Jahr noch gesagt hat „Wir halten klar an Maybach fest, um einen besonders exklusiven Kundenkreis anzusprechen“, sieht es jetzt danach aus, als ob die Marke verkauft, eingestellt oder mit einem Partner weiter geführt werden soll. Im Gespräch ist Aston Martin, die Sportwagen-Edelschmiede mit Erfahrung in exklusiv kleinen Stückzahlen.
Die schlechten Absatzzahlen vorbei an allen Prognosen begründete Vertriebschef Schmidt vor einem Jahr so: „Es ist kein Geheimnis, dass wir unsere vor vielen Jahren in einer völlig anderen Weltwirtschaft avisierten Stückzahlen nicht erreicht haben. Gerade dieses Segment ist besonders unter Druck geraten.“ Auch Rolls-Royce ist 2009 auf dem Weltmarkt eingebrochen. Inzwischen boomt der Verkauf aber auch Dank des „Baby-Rolls“, während sich die Verkäufer beim Maybach weiterhin schwer tun.
[Quelle: WebAutoblog.com/Automotive Academy Cambridge]