Ok, der an manch einer Stelle fehlende Schnee kann durchaus als Minusrekord ausgelegt werden. Für die Teilnehmer der 57. Ausgabe der Rallye Schweden und deren Spike-beschlagenen Winterreifen war es keine einfache Veranstaltung in diesem Jahr. Und am besten zurechtgekommen mit diesen Verhältnissen ist ausgerechnet die Nummer 2 im Ford-Werksteam, der erst 22-jährige Finne Jari-Matti Latvala.
Mit einem Bestzeitenfeuerwerk setzte sich der Nachwuchsfahrer aus der Talentschmiede von Timo Jouhki schon am Freitag ab und zeigte seinem Teamkollegen Mikko Hirvonen und (was besonders imponierte) dem allmächtigen Weltmeister Sebastien Loeb deren Grenzen auf. Unter Druck baute der Citroën-Werksfahrer auch noch einen seiner seltenen Fehler ein und schied vorzeitig aus.
Nach drei schwierigen Tagen gewann Latvala (der nach dem bisherigen Rekordhalter Henri Toivonen nun der jüngste WM-Sieger ist) mit 58.3 Sekunden Vorsprung auf Mikko Hirvonen, der nach zwei Veranstaltungen die Führung in der Fahrer-Weltmeisterschaft von Loeb übernimmt. Auch in der Herstellerwertung sieht es für Ford ganz gut aus, das BP Ford Abu Dhabi World Rally Team liegt auch hier ebenfalls in Front vor dem punktgleichen Subaru-Team und dem Ford-Kundenteam Stobart. Nach dem herausragenden Saisonauftakt mit Francois Duval auf Position vier im Feld, kann der Italiener Gianluigi Galli nun sogar einen Podestplatz für das britische Spediteur-Team einfahren.
Henning Solberg verspielte durch einen Fahrfehler den dritten Rang und musste sich letztendlich mit Rang 13 begnügen. Auch Matthew Wilson (Sohn von M-Sport Teamchef Malcolm Wilson) musste im Kampf um die fünfte Position mit Youngstar Mikkelsen Federn lassen, ein defekter Gaspedalsensor besorgte das vorzeitige Aus. Hinter dem viertplatzierten Petter Solberg konnte sich somit sein erst 18-jähriger Landsmann Andreas Mikkelsen über die fünfte Position in Schweden freuen. Der Schützling vom zurückgetretenen Marcus Grönholm ist somit der jüngste Fahrer in der Geschichte der Rallye-Weltmeisterschaft, der Punkte in der Fahrerwertung einfahren konnte.
Sechster wurde Dani Sordo im schnellsten Citroën C4 WRC, der jedoch im Vorfeld der Rallye Schweden eine Zeitstrafe von fünf Minuten für einen Motortausch beim Saisonauftakt in Monte Carlo erhielt. Ohne die Strafzeit hätte es der Spanier womöglich unter die ersten drei der Gesamtwertung geschafft. Zwei Meisterschaftszähler sicherte Routinier Toni Gardemeister dem Suzuki-Werksteam im SX4 WRC vor dem schnellsten Gruppe N-Starter Juho Hänninen. Der Finne profitierte vom Austritt des ehemaligen Junioren-Weltmeisters Patrick Sandell am Samstag und siegte in der PWRC-Wertung vor seinem Landsmann Jari Ketomaa. Sandell griff am Sonntag noch mal an und bewegte seinen Peugeot 207 S2000 noch auf den dritten Rang der Produktionswagen-Weltmeisterschaft (PWRC).
Vierter wurde der Tscheche Martin Prokop vor dem WM-Rückkehrer Uwe Nittel. Der 38-jährige ehemalige Mitsubishi-Werksfahrer aus Deutschland wagt nach siebenjähriger Pause die Rückkehr in die PWRC und beeindruckte mit konstanten Zeiten für die ersten Punkte in dieser Saison. Sechster wurde in der PWRC-Wertung der amtierende Champion Toshi Arai, vor den Portugiesen Armindo Araujo und Bernardo Sousa. Letzterer startet für das österreichische Red Bull-Team, das in diesem Jahr weiterhin die Karriere von Andreas Aigner unterstützt. Der Österreicher lieferte sich im Laufe der Rallye Schweden einen spannenden Zweikampf mit Uwe Nittel und verlor in der zehnten Wertungsprüfung rund 19 Minuten nach einem Fahrfehler und somit alle Chancen auf einen Punkterang.
[Fotos: Werke]