Der neue Ford Fiesta ST läuft wie seine zivilen Brüder in Köln vom Band. Wohlgemerkt innerhalb derselben Produktionslinie. Ob der fahrdynamischen Qualitäten des Fiesta ST ist das zumindest erstaunlich: kaum zu glauben, dass der kleine Sportler das Ergebnis gewöhnlicher Fließbandarbeit sein soll.
Im Vergleich zu den bürgerlichen Varianten der Fiesta-Baureihe fährt der ST mit 15 mm Tieferlegung, einem Kühlergrill mit charismatischer Wabengitter-Struktur, Heckdiffusor, doppelflutiger Auspuffanlage und breiter ausgestellten Radläufen vor. Im Gegensatz etwa zum Peugeot 208 GTI macht der Ford Fiesta ST also keinen Hehl aus seinem sportiven Ansinnen.
Sein 1,6 Liter Ecoboost-Motor leistet 182 PS. Turbobefeuert bietet das Aggregat ein maximales Drehmoment, das zwischen 1.600 und 5.000 Umdrehungen anliegt. Derart gerüstet, eignet sich der Fiesta ST für launige Zwischensprints. Den Spurt von null auf hundert Sachen gibt Ford mit 6,9 Sekunden an, bei 220 km/h ist Schluss mit dem Vortrieb. Bis dahin sortiert das serienmäßige, handgeschaltete Sechsganggetriebe die Gänge. Bei mehr oder weniger gemäßigter Fahrweise verbraucht der „Small Hot Hatch“ zwischen 7 und 8 Litern Sprit auf hundert Kilometer.
Aber wer will schon Spritspar-Rekorde aufstellen, wenn viele Kilometer feinsten Landstraßenasphalts vor einem liegen? Denn dort ist der Ford Fiesta ST zuhause – auf der Autobahn fehlt im trotz ausreichender Leistung, 95% der Verkehrsteilnehmer in die Tasche stecken zu können einfach das Überholprestige.
Der Fronttriebler schiebt gut an, was von einer überaus angenehmen Soundkulisse im Cockpit begleitet wird. Es wird Zuhörer geben, die den Klang für einen U200-PS-Sportwagen als übertrieben empfinden. Sportfahrer hingegen dürften ihre Freude am Sound haben. Wir jedenfalls kamen aus dem grenzdebilen Grinsen kaum noch heraus.
Auch sonst geht es sportlich im Cockpit zu. Die Sitzposition könnte etwas tiefer sein, dafür bieten die Recaro-Sportsitze guten Seitenhalt. Das Mäusekino, das offensichtlich tatsächlich ein Navigationssystem/Infotainmentsystem sein soll, ist aber viel zu klein und verschwindet in einem Schacht in der weit entfernten Mittelkonsole.
Der Fiesta ST durchpfeilt überaus agil Kurven unterschiedlichster Radien, bleibt bei ambitionierterem Landstraßen-Tempo immer extrem neutral und leicht beherrschbar.
Unterstützt werden Kurvenfahrten vom Torque Vectoring-System, bei dem Drehmoment des entlasteten kurveninneren Rads zum kurvenäußeren Rad verteilt wird und so der Untersteuerneigung entgegen wirkt.
Im Vergleich zu den konventionellen Fiesta-Versionen arbeitet im ST ein überarbeitets Fahrwerk, das die Karosserie um immerhin 15 mm tiefer legt. Außerdem wurde die Dämpferkennung auf sportliches Fahren abgestimmt. Im Straßenverkehr nicht übetrieben straff und auf der Landstraße perfekt gefedert, hoppelt der Fiesta ST bei höherer Geschwindigkeit merklich über Autobahnschwellen.
Zu den sportlich abgestimmten Feder-Dämpfer-Einheiten passt die ebenfalls optimierte, direkt arbeitende und geschwindigkeitsabhängige elektromechanische Lenkung, die für unseren Geschmack sogar noch eine Idee sensitiver sein könnte.
Der Ford Fiesta ST ist ein fahrdynamisch ernstzunehmender, alltagstauglicher Sportler mit einem kräftigem Motor, einem tollen Fahrwerk und der richtig Spaß macht. Der ST ist in zwei Ausstattungsvarianten erhältlich: die Standard-ST-Variante startet bei 19.990 Euro, der ST mit Leder-Sport-Paket bei 20.990 Euro. Im Vergleich zu seinen direkten Konkurrenten Clio RS (23.950 Euro) und Peugeot 208 GTI (22.900 Euro) darf der Ford Fiesta ST also als echter Schnapper gelten…
[Fotos: Ford, Moritz Nolte]
[…] Artikel zum Ford Fiesta ST: mein-auto-blog rad-ab autophorie automobil-blog […]