Um mediale Aufmerksamkeit zu erhalten, kämpfen Unternehmen zum Teil mit außergewöhnlichen Maßnahmen. Vor allem der ausgeprägte Wettbewerb im Automarkt erfordert härtere Bandagen. Die Gefahr harter Bandagen liegt allerdings darin, auch ziemlich hart zu fallen, wenn etwas schief geht.
Aktuelles Beispiel: der schwedische Autobauer Volvo. Letzte Woche hatten wir noch über die ungewöhnliche bis mutige PR-Kampagne berichtet, in der ein (durch die offenbar überragende passive Sicherheit des Volvo V40) glimpflich verlaufener Unfall thematisiert wurde.
Heute hat ein 4-tägiger Prozess im elsässischen Saverne begonnen. Hintergrund ist ein Unfall aus dem Jahre 1999, bei dem zwei Kinder (8 und 10 Jahre) getötet worden. Die Fahrerin eines Volvos 850 war nicht in der Lage das Fahrzeug auf einer abschüssigen Strasse anzuhalten. Jetzt soll das Gericht klären, ob es ein technischer Defekt war, der im Verantwortungsbereich des Automobilherstellers liegt. Neben einer Gutacher und Gutachtenschlacht kommen dazu noch Zeugenaussagen, die von ähnlichen Fehlfunktionen des Bremssystems bei ihren Fahrzeugen berichten können. Volvo hat schon 1996 an 850er Modellen Fehlerüberprüfungen an der Bremsanlage durch die Werkstatten durchführen lassen, jedoch nie einen offiziellen Rückruf gestartet. (Quelle http://www.autohaus.de)
Rückrufaktionen aufgrund von gravierender Sicherheitsmängel liegen mit absoluter Sicherheit nicht im Interesse eines Herstellers. Gerne wird hierbei der Begriff „Einzelfälle“ benutzt. Auch BMW hat dies zuerst bei seinem ABS System mit elektrischen Bremskraftverstärker bei Motorrädern versucht, jedoch durch die moderne Vernetzung Dank des Internets bekommen die „Einzelfälle“ manchmal erstaunlichen Zuwachs.
Ob man jetzt noch 8 Jahre später vor Gericht die Schuldfrage klären kann? In zwei bis drei Monaten werden wir die Antwort erfahren. Die pathetisch/emotionale Werbeaktion die suggeriert, dass Volvofahren Leben rettet bekommt momentan einen sehr bitteren Beigeschmack. Mir persönlich gefällt der Ansatz von Renault doch deutlich besser.